Der Tag vor dem «Match in Africa». Roger Federer (38) trainiert in der Arena von Kapstadt. Die Vorfreude ist gross. BLICK hat sich in der 430 '000-Einwohner-Stadt im Südwesten Südafrikas umgehört.
Carol Tshabalala (38), TV-Moderatorin
Sie nennen sie die «First Lady des Sports». Carol Tshabalala ist das Aushängeschild des TV-Kanals Supersport. Und sie schwärmt. «Roger ist ein Maestro. Er ist weltweit angesehen, aber hier ist es noch ein bisschen besonderer. Wir sehen ihn als einen von uns.» Das Strahlen auf Tshabalalas Gesicht wird immer breiter. «Es bedeutet uns so viel, dass er hier einen Match bestreitet und dabei öffentlich sagt, dass es für ihn ein Heimkommen ist. Das macht uns Südafrikaner wahnsinnig stolz. Roger ist ein südafrikanischer Held.» Der Schaukampf gegen Rafael Nadal ist darum mehr als eine Exhibition mit Wohltätigkeitscharakter und Weltrekordversuch. «Es ist ein Event wie die Fussball-WM 2010. Die Weltmedien sind hier, wir können mal wieder beweisen, welch grossartige Sportnation wir sind. Es wird ein grosser Tag für unser Land.»
Moti Moskovitch (68), Fahrer
Moskovitch war 24 Jahre alt, als der israelische Frachter, auf dem er angeheuert hatte, vor Kapstadt ankerte. Nach zwei Wochen in der Stadt wusste er: Hier bleibe ich. Seither ist der Israeli hier, arbeitet als Fahrer für Firmen, Hotels und Touristen. «Es wird durchgeknallt auf den Strassen Kapstadts», prophezeit er für Freitag. «Die Leute sind völlig verrückt nach Roger.» Zu Recht, meint er. «Er ist so ein bescheidener Typ, hat seine Wurzeln nicht vergessen. Das mögen wir hier.» Wie die Schweizer auch. «Kürzlich habe ich eine Gruppe Schweizer Golf-Urlauber ein paar Tage herumgefahren. Als ich erwähnt habe, dass Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter auch Schweizer sei, kamen laute Proteste: ‹ Blatter ist ein Dieb! › Da habe ich auf Federer umgeschwenkt, und alle waren glücklich.» Nun fehlt dem 68-Jährigen nur noch etwas zum Glück: Tickets fürs grosse Spiel. «Die waren so schnell weg! Ich hatte keine Chance.» Und fragt den Schweizer Journalisten wiederholt: «Kannst du da nicht etwas machen?»
Sean Mketwa (23), Bäcker
Tickets. Die hätte auch Sean Mketwa gerne. Er arbeitet in der Bäckerei vis-à-vis des Stadions. «Wir werden richtig viel zu tun haben, bei den vielen Leuten», sagt er. «Wir schliessen am Nachmittag, danach hätte ich Zeit für das Spiel. Aber die Karten waren so schnell ausverkauft, ich hatte keine Chance. Dabei ist es wahrscheinlich die einzige Gelegenheit, diese grossen Spieler in Aktion zu sehen.»
Hennie Roodt (75), Rentner
Der aus Johannesburg angereiste Südafrikaner ist schon am Tag vor dem Spiel mit der RF-Kappe unterwegs. «Ein bisschen gehört Roger ja schon auch uns. Auch wenn wir ihn hauptsächlich schon euch überlassen.» Am Matchtag bleibt es dann nicht bei der Kappe. «Dann komme ich komplett eingekleidet, inklusive Roger-Shirt. Ich freue mich sehr», sagt er. Tickets hat er schon lange. «Reihe 14. Sehr gute Plätze!»
Guido Dierschke (45), Gastronom
Das Café Extrablatt liegt direkt gegenüber des Stadions. Klingt deutsch, ist es auch. Wirt Dierschke ist 2011 aus Deutschland nach Kapstadt übergesiedelt. «Wir sind froh, dass die Arena wieder mal voll wird», sagt er. «Zu oft steht das Stadion leer und verschlingt einfach nur Steuergelder. Aber nicht falsch verstehen: Der Event wird sicher grossartig, und für uns als direkte Nachbarn lohnt er sich natürlich auch.» Nächste Saison soll das Western-Province-Rugbyteam hier einziehen und für ein volles Stadion sorgen.