Hallo Christina, Sie sind berühmt, weil sie Roger Federer zum Weinen brachten!
Christina Macfarlane: Es war ein ganz aussergewöhnliches Interview, so etwas habe ich noch nie erlebt. Die Reaktionen waren in der Tat überwältigend. Sie sind ausnahmslos positiv. Aber wegen Roger, nicht wegen mir – ich bin allenfalls zu einer Mittelsperson seiner riesigen Fangemeinde geworden. Sie glauben nicht, wie viele Menschen Federer lieben. Der CNN-Tweet zu diesem Interview brachte über 1,4 Millionen Hits.
Ihre Frage zu seinem Ex-Coach Peter Carter war der Auslöser. Was war Ihre erste Reaktion, als Federer so heftig reagierte?
Panik! Denn das war keine normale Situation – ich fühlte mich verantwortlich, deshalb entschuldigte ich mich auch sofort.
Sie hätten ihn wohl am liebsten in den Arm genommen...
Dafür bin ich als Journalistin wohl die falsche Person. Aber es stimmt, ich fühlte mit ihm als Mensch, nicht als Interviewerin, und wollte respektvoll sein. Es war ja offensichtlich sehr schwierig für ihn.
Hatte er die Fassung schnell wieder gefunden?
Es geht. Was man bei unserem Beitrag nicht sieht: Wir mussten das Interview unterbrechen, ihm etwas Zeit geben. Seine Reaktion war wirklich überraschend heftig. Er weinte nicht ein bisschen wie Andy Murray, sondern wurde richtiggehend geschüttelt. Irgendwie typisch Roger: Wenn er was macht, dann richtig.
Wie gings nach der Pause weiter?
Man merkte schnell, dass er insgesamt ein so zufriedener und lustiger Typ ist. Er war bald wieder ganz der Alte, nahm es mit Humor und scherzte über sich selbst. Erinnern Sie sich noch an das CNN-Interview, wo er sich fast kaputt lachte und nicht mehr aufhören konnte zu kichern? Roger sagte: Was ist das mit Euch? Entweder bringt ihr mich zum Lachen oder Heulen!
Wo und unter welchen Bedingungen fand das Interview eigentlich statt?
Wir trafen uns in Dubai. Die Stimmung war insgesamt sehr entspannt. Ungewöhnlich war nur schon, dass er alleine kam und nicht wie sonst umgeben von Managern war. Dann nahm er sich locker eine Stunde Zeit für das Gespräch – so viel hatte ich niemals erwartet. Danach blieb er weitere vierzig Minuten bei uns und plauderte mit der TV-Crew. In dieser Zeit mutierte er von einer Tennislegende, die beinahe übermenschlich ist, zu einem Freund. Ich hoffte, dass Roger Federer eine menschliche Seite hat. Wie menschlich sie ist, übertraf meine Erwartungen um Längen.
Kannten Sie ihn vorher gar nicht?
Nicht gut. Ich sprach ihn zum ersten Mal zwei bis drei Minuten an den letzten ATP-Finals. Es ist lustig: Seit rund sechs Jahren decke ich Tennis ab und in dieser ganzen Zeit wollte ich immer ein längeres Interview mit Federer machen. Aber immer kam etwas dazwischen! Vor dem Wimbledon-Final vor zwei Jahren war es wieder einmal soweit. Aber dann bekam meine beste Freundin ein Baby und ich sollte bei ihrer Geburt dabei sein. So verpasste ich Roger wieder. Jetzt wurde ich für alles entschädigt – er hat mir viel zurückgegeben.
Haben Sie nun eine besondere Beziehung zu ihm?
Für mich fühlt es sich jedenfalls so an. Schon vorher fand ich Roger toll. Ein stylischer Mann, interessant und sehr sympathisch wirkend. Aber jetzt schätze ich ihn noch mehr und fühle mich emotional mit ihm verbunden. Es gab nur wenige so emotionale Momente in meiner Karriere als Fernseh-Journalistin. Wie gerne wäre ich jetzt vor Ort in Melbourne!
Stattdessen sind sie wo?
In Cortina beim Ski-Weltcup. Gestern Abend habe ich Lyndsey Vonn interviewt – später treffe ich Michelle Gisin – wieder eine Schweizerin.
Bringen Sie sie bitte nicht zum Weinen! War es für Federer je Thema, die Szene herausschneiden zu lassen?
Nein, er hat nichts gesagt oder verlangt. Ich war trotzdem etwas nervös wegen der publizierten Carter-Szene. Und als Roger dann re-tweetete, war ich erleichtert.
Würden Sie sich bei ihm melden, wenn er bei den Australian Open wieder gewinnen würde?
In einem Tweet würde ich ihm vielleicht gratulieren. Mehr würde er wohl nicht von mir erwarten.
Vom 20. Januar bis 2. Februar finden in Melbourne die Australian Open statt. In welcher Form treten die Stars beim ersten Grand Slam des Jahres an?
Zeitplan, Rekorde, Regeln: Das müssen Sie über die Australian Open wissen.
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