Sie ist zehn Jahre alt, geht in die fünfte Klasse, mag Deutsch und Turnen. Weniger gerne hantiert sie mit der Stricknadel. «Das ist nicht so meine Stärke.» Eine ganz normale Kindheit in Kaiseraugst AG.
Doch Chelsea Fontenel ist nicht irgendein Kind. Am Sonntag verzauberte sie die 11 000 Zuschauer im Hallenstadion, als sie Tina Turners Hit «Simply the Best» zum Besten gab. Es ist der unbestrittene Höhepunkt des gesamten Abends.
Vor einem Jahr trat das Gesangstalent mit Deutschlands Schlagerstar Helene Fischer in Berlin auf. Das Video von Chelseas Auftritt in der Casting-Sendung «The Voice Kids» wurde auf Youtube schon über zwölf Millionen Mal (!) angeklickt.
Wenn die 10-Jährige zum Mikrofon greift, stellen sich bei den Zuhörern die Nackenhaare auf. «Als ich sie das erste Mal singen hörte, wusste ich: Sie ist ein Rohdiamant», sagt Fischer.
Durch Chelseas Adern fliesst karibisches Blut. Ihre Eltern Kathleen und Cabbie stammen vom Inselstaat St. Lucia. Vor rund zehn Jahren kamen sie in die Schweiz. Bruder Chelton (4) komplettiert das Familien-Glück der Fontenels.
Chelseas musikalische Vorbilder sind Whitney Housten und Alicia Keys, Gesangsunterricht nimmt sie aber nicht. «Ich konnte schon als Kind singen», sagt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Regelmässig tritt sie bei Charity-Veranstaltungen auf, «weil es ein tolles Gefühl ist, zu helfen». In Basel singt sie auch regelmässig in der Kirche. Dort fehlt sie aber immer öfters.
Denn Chelsea ist auch ein grosses Tennistalent. «Ich habe vier Mal in der Woche Training.» In ihrer Altersklasse gehört die Aargauer U12-Meisterin zu den Besten der Schweiz. Ihr Vorbild heisst Roger Federer. «Immer wenn ich ihm zuschaue, sehe ich, dass er mit Herz und Seele dabei ist und es ihm grossen Spass macht.»
Am Sonntag durfte sie die Absatzschuhe und das Glitzerröckchen gegen das Tennis-Outfit tauschen und mit Federer einige Bälle schlagen.
Auch hier gab sie eine beeindruckende Talentprobe ab. «Sie ist eine ganz Herzige. Ich wusste nicht, wie gut sie singt. Dass sie Tennis spielen kann, war eine Überraschung für die Zuschauer, aber nicht für mich», schwärmt Federer. «Roger hat sich nach dem Match bei mir bedankt, dass ich mitgemacht habe», freut sich Chelsea.
Bleibt noch die Frage, wovon das Multi-Talent mehr träumt: von Auftritten in den grössten Konzerthallen der Welt oder auf den Center Courts von Wimbledon und New York? «Ich möchte am liebsten die erste singende Tennisspielerin werden.» Wir freuen uns schon jetzt darauf.