Nach der frühen Niederlage in Schanghai verschwendet Roger Federer keine Zeit. Heute Morgen taucht der bekennende Langschläfer mit seiner Entourage um 05.00 Uhr am Flughafen auf. Empfangen wird er dort von einer Hundertschar chinesischer Fans. Auf der Social-Media-Plattform Weibo, dem Äquivalent von Facebook, werden Tickets für Spottpreise feil geboten. Ohne Federer machts vielen Fans keinen Spass.
Insgeheim Freude hat am frühen Aus des Titelverteidigers dafür Herwig Straka, seines Zeichens Direktor des ATP-500-Turniers in Wien. «Ich werde sofort Kontakt aufnehmen und anrufen», sagt er gegenüber der österreichischen Presse. Der Schweizer Superstar signalisiert davor in Gesprächen, dass bei einem frühen Shanghai-Aus ein Antreten in der Stadthalle wahrscheinlicher wäre.
Turniere dieser Kategorie und in dieser Phase der Saison spielen die absoluten Spitzenspieler in der Regel aber nur unter zwei Voraussetzungen: Entweder sie brauchen noch Punkte für die Qualifikation bei den World Tour Finals in London, oder es bestehen jahrelange Verträge, die mit Antrittsgagen im Millionenbereich dotiert sind. Für London ist Federer längst qualifiziert, für ihn gelten nur noch Basel, Paris und eben die Finals.
Ein erstmaliges Antreten in der Wiener Stadthalle seit 2003, als er das Turnier gewinnen konnte, kann Straka dem Baselbieter also wohl nur mit einer saftigen Antrittsgage schmackhaft machen. Gut möglich, dass Straka dafür tief in die Tasche greifen wird, denn es ist für ihn die letzte Chance, Federer nach Wien zu lotsen. Ab der kommenden Saison findet das Turnier nämlich parallel zu den Swiss Indoors Basel statt.
Bisher buhlte der umtriebige Turnierdirektor vor allem um Rafael Nadal. «Dort sieht es nach seiner Final-Qualifikation in Peking aber nicht so gut aus», sagt Straka. Das Geld, das er für den Mallorquiner eingeplant hat, dürfte er nun seinem neuen Wunschsspieler Roger Federer bieten. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass der 34-Jährige selbst bei einem unmoralischen Angebot schwach wird.
Spielt Federer nämlich in Wien, wäre er danach in drei Turnierwochen hintereinander gemeldet. Zunächst in Österreich, dann beim Heimspiel in Basel und in der Folgewoche beim letzten Masters-1000-Turnier des Jahres in Paris-Bercy. Punkte für London braucht Federer nicht und die anderen verbliebenen Turniere sind für ihn höher zu gewichten. Viel lieber verbringt er die Zeit wohl mit seiner Familie. Zum Leidwesen der Österreicher.