BLICK würdigt die Rückkehr auf den Tennis-Thron
Roger hat es allen so was von gezeigt!

Roger Federer ist wieder der Beste der Welt. Als Ältester aller Zeiten. Und somit der Weltbeste aller Zeiten.
Publiziert: 16.02.2018 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:45 Uhr
Cécile Klotzbach aus Rotterdam

Das Haar wird lichter, der Bart dichter. Sein Gesicht – durch 36-einhalb Lenze bereits ein wenig gezeichnet – wird männlicher. Alles andere läuft bei Roger Federer entgegen den Gesetzen. Seine Beine werden schneller, sein Tennis wird immer besser, seine Titel werden mehr. Und die Verehrung für ihn wird weltweit immer grösser.

Dieser Sport-Magier mit dem Racket als Zauberstab scheint irgendwie nicht von dieser Welt. Tennis-Gott wird er deshalb gerne genannt. Einfach, weil einem bei den ausserirdischen Leistungen kein Superlativ mehr einfällt.

Das Stadion der «Ahoy Arena» in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam ist prächtig, aber keine ausserirdische Grand-Slam-Bühne. Es handelt sich um ein Spiel der letzten Acht, nicht um einen Super-Final. Der Gegner ist die einheimische Nummer 1 Robin Haase (ATP 42), kein Gigant der sogenannten «Big-4».

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Roger Federer hat seine Nummer 1 zurück - als ältester Tennis-Star überhaupt.
Foto: AFP

Und doch geht es um so viel an diesem Freitag, den 16., der für Federer historisch werden soll. Wie schon im Achtelfinal gegen Philipp Kohlschreiber setzt er sich auch gegen den holländischen Haase bei seiner Treibjagd auf den Tennis-Thron enorm unter Druck. Während Rafael Nadal, der in der Weltrangliste mit 155 Punkten noch die Nase vorn hat, für sein Comeback in Acapulco trainiert, reiste Federer kurzerhand ohne Familie nach Holland. Er will die Wachablösung aus eigenen Händen schaffen, schliesslich ist es eine besondere.

Wird ihm diese Sehnsucht zum Verhängnis? Roger verliert den ersten Satz! Doch wie schon vor drei Wochen im Australian-Open-Final helfen ihm Erfahrung und Vertrauen. Dann zieht er Express davon. Nach einem Doppelfehler seines Gegners, der das 4:6, 6:1, 6:1besiegelt, streckt Federer die Hände in die Höhe. «Das hier ist das Grösste für mich», sagt er. Was nach diesem Halbfinal-Einzug kommt, ist nur noch Zugabe.

Sollte er nach 2005 und 2012 zum dritten Mal in Rotterdam siegen, baut er seinen Vorsprung auf Nadal auf 345 Punkte aus. Mindestens aber liegt er am nächsten Montag, wenn das Ranking aktualisiert wird, 25 Punkte vorne. Im Moment zählt nur das.

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Roger Federers Titel in Bildern. Klick dich durch die Galerie! Mailand 2001 – Der erste Titel für das grosse Talent. Im dritten Endspiel seiner Karriere bezwingt Federer Julien Boutter mit 6:4, 6:7 und 6:4.
Foto: Keystone

Roger hat es geschafft. Im Alter von 36 Jahren und 195 Tagen erklimmt er erstmals seit dem 4. November 2012 – nach fünf Jahren und 106 Tagen – wieder den Tennis-Thron. Selbst wenn er in den nächsten Wochen wieder gestürzt werden sollte, so hat er sich als ältester Tennis-König verewigt und Andre Agassi, der diesen Rekord mit 33 innehatte, um Längen überholt.

Vor allem aber hat er es allen so was von gezeigt! Wer hätte vor eineinhalb Jahren schon geglaubt, dass King Roger seine Grand-Slam-Titel Nummer 18, 19 und 20 holt und wieder ganz oben stehen wird? Immer wieder wurde er abgeschrieben. Das begann schon vor zehn Jahren, als ihn Paris-Held Nadal im Roland-Garros-Final 2008 demütigte und darauf vom Wimbledon-Thron stiess. Das führte durch die lange Durststrecke, die über Novak Djokovic führte. Die Stimmen, er habe den rechten Rücktritts-Zeitpunkt verpasst, gipfelten 2016 im Wimbledon-Out gegen Milos Raonic, als er sich mit Knie- und Rückenbeschwerden als körperliches Wrack in eine halbjährige Pause verabschiedete.

Roger Federer kam zurück. Und hat bewiesen, dass er der Grösste aller Zeiten ist.

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