Gerade noch knapp vor dem Lock Down konnte Henri Laaksonen nach Finnland ausreisen. Dort wohnt der 28-Jährige bei seiner Mutter. In der Nähe von Helsinki, wo auch alle grösseren Tennis-Anlagen sind. Skandinavien handhabt die Krisenzeit noch nicht ganz so strikt wie hierzulande. Einige Hallen und Trainingscenter sind offen.
Laaksonen, unser drittbester Tennisspieler hinter Roger Federer und Stan Wawrinka, versucht, das Positive in diesen schwierigen Zeiten zu sehen. «Hier kann ich mit fünf bis zehn anderen finnischen Tennisprofis weiter trainieren», sagt er. Von morgens um 9 bis abends um 18 Uhr sei er fleissig. «Und selbst, wenn auch hier die Hallen schliessen – in Finnland gibt es viel Platz. Bald kann man auch draussen spielen. Auf dem Tennisplatz stehen zwei Leute, zwanzig Metern voneinander entfernt – das ist kein Problem.»
Coronavirus nimmt Entscheidung ab
Henri will das Beste aus dem machen, was er hat. Dass der Tennis-Zirkus vorerst bis Mitte Juli lahmgelegt ist und es keine Turniere gibt, kommt dem schweizerisch-finnischen Doppelbürger persönlich nicht einmal so ungelegen. Zuletzt litt er unter Hüft- und Ellbogen-Problemen. Die kann er jetzt auskurieren. «Ich hatte seit letzter Saison harte sechs bis sieben Monate. Nach dem Davis Cup besprach ich mit meinem Coach, ob ich eine Pause einlegen soll. Dann hat mir das Coronavirus die Entscheidung abgenommen», sagt die aktuelle Nummer 137 der Welt.
Der Hüfte gehe es bereits viel besser, für die Heilung des Ellbogens brauche es noch ein paar Wochen. Sein Ranking ist derzeit eingefroren. «Wenn alles wieder losgeht, werde ich hoffentlich wieder hundertprozentig parat sein, um die Top-100 wieder anzugreifen.» Wann, das der Fall sein wird, weiss Laaksonen genauso wenig wie der Rest der wartenden Tenniswelt. Er ist skeptisch: «Ich bezweifle, dass im Sommer schon wieder angefangen wird. Viel eher glaube ich, es wäre grosses Glück, wenn die US Open stattfinden. Ich bin auch nicht sicher, ob wir dieses Jahr noch Davis Cup spielen.»
«Reduziere meine Kosten»
Und wie lange hält er das finanziell noch durch? «Ich bin nicht so gut im Rechnen, also rechne ich lieber nicht...», sagt er selbstironisch. Ernster fügt er an: «Da ich hier alleine trainiere, bei meiner Mutter wohne und nicht reise, reduziere ich die Kosten auf ein Minimum.» Zudem habe er einen fairen Deal mit seinem Coach, dem Tschechen David Pultr, der zuhause in Prag «eingesperrt» ist. «Aber wenn weiter null Geld reinkommt, ist mein Konto irgendwann trotzdem leer.»
Zum Glück habe er noch nichts Negatives von den Sponsoren gehört. «Es ist ja nicht nur für uns Selbstständige derzeit schwierig.» Etwas Marketing in eigener Sache könne deshalb nicht schaden, sagt Laaksonen. «Ich habe jetzt mehr Zeit, meinen Instagram-Account zu füttern.»