Die Bilder gehen um die Welt. Rafa Nadal versenkt im Paris-Final gegen Novak Djokovic seinen ersten Matchball, sinkt in die Knie, hat jetzt 20 Grand-Slam-Titel. Wie Roger Federer.
Nach getaner Arbeit schreitet der Sand-König zu seiner Box. Er herzt Vater Sebastian ab, dann nimmt er drei Frauen in den Arm. Partnerin Xisca, Mutter Ana Maria und Schwester Maria Isabel, genannt Maribel.
Eben diese Maribel bedeutet Rafa unheimlich viel – und umgekehrt. Denn von einem grossen Bruder träumt wohl jedes junge Mädchen. Von einem grossen Bruder wie Rafael Nadal erst recht. Für Maria Isabel, ist dieser Traum Realität. Aber für den Tennisstar ist sie viel mehr als nur die «kleine Schwester» – sie ist eine grosse Stütze, der Anker in Rafas Leben.
Mal sieht man sie in der Spieler-Box ihres heute 34-jährigen Bruders applaudieren. Mal sieht man sie in sozialen Netzwerken mit ihm zuhause «Terrassen-Tennis» über zwei Sessel spielen. Ansonsten bekommt die Öffentlichkeit natürlich nicht viel mit von den Familien-Angelegenheiten im Hause Nadal auf Mallorca.
Besonders Maribel sonnt sich nicht gerne im Ruhm des 19-fachen Grand-Slam-Siegers. Ähnlich wie Federers Schwester Diana, die sich seit Jahren hartnäckig und erfolgreich vor dem Scheinwerferlicht versteckt.
Die Eltern trennten sich
Was wir aber wissen über die Beziehung der mallorquinischen Geschwister: Sie sind ein Herz und eine Seele, ganz dick miteinander verbunden – dies, obwohl die ausgebildete Sportmanagerin aus beruflichen Gründen viele Jahre im Ausland verbrachte. Von 2009 bis 2013 studierte Maribel Motor- und Sportwissenschaften in Barcelona, danach arbeitete sie zwei Jahre bei der Santander Bank in London. 2015 zieht sie für einen Job bei der Produktionsfirma «Komodo» nach Madrid. Heute ist die 31-Jährige zurück auf der schönen Heimatinsel, wo sie im Marketing-Team der imposanten Rafael Nadal Academy arbeitet.
Die Trennung von Mutter Ana Maria und Vater Sebastian hat ihre Bande nur noch dicker gemacht. Rafa hatte grosse Mühe mit der Entscheidung, die seine Eltern im Jahre 2009 gefällt hatten. «Meine Eltern waren die Säulen, der heilige, unantastbare Kern meines Lebens. Das alles stürzte ein. Zuhause hatte ich mein Paradies verloren», bekannte er in seiner Biografie «Rafa: My Story». Doch während er sich seitdem immer mehr von Mama und Papa gelöst hat, war Maribel da. Und wurde – neben Mentor und Onkel Toni – zu seiner wichtigsten Bezugsperson. Für eine Weile wohnten die Geschwister sogar gemeinsam als WG in einer Wohnung im Haus der Familie in Manacor, wo beide aufwuchsen.
Dank Maribel kennt Rafa Xisca
Rafa und Maribel standen sich schon in Jugendjahren sehr nahe. In einem ihrer seltenen Interviews erzählte sie einst: «Er nahm mich immer mit, wenn er mit Freunden in den Ausgang ging.» Das sei oft komisch gewesen, eine kleine Schwester im Schlepptau sei für andere Teenager oft uncool. «Aber Rafa hat mich nie so behandelt, das ist Teil unseres Geheimnisses.» Er habe sich auch immer sehr um seine kleine Schwester gesorgt. «Als er einmal in Australien war und ich zuhause krank zum Arzt musste, sagte ich ihm das nicht», erinnert sich Maribel. «Das Risiko war zu gross, es hätte ihn verrückt gemacht oder gar komplett aus dem Spiel gebracht.»
Eine tragende Rolle spielt das Schwesterherz auch im heutigen Eheleben der Weltnummer 2 des Tennis. Durch sie lernte Rafa vor 15 Jahren seine Jugendliebe Maria Francisca Perelló kennen. Diese war eine Schulfreundin von Maribel. Heute – nach Rafas Hochzeit mit seiner «Xisca» vor einem Jahr – sind die engen Freundinnen auch Schwägerinnen. Auch davon träumt wohl jedes junge Mädchen.