Belinda Bencic schimpft normalerweise nur mit ihrem Vater Ivan derart lautstark. Nun präsentiert sie ihr ungezügeltes Temperament der gesamten Tennis-Welt.
Bencic fühlt sich in ihrem Zweitrunden-Spiel gegen die Japanerin Misaki Doi (WTA 88) von der Schiedsrichterin benachteiligt. Und auf Platz 11 ohne Hawk-Eye ist die Wollerauerin den Entscheidungen der Schiri-Frau ausgeliefert.
Belinda lässt deshalb Dampf ab. Sie donnert ihren Schläger mehrmals zu Boden. Und wirft der Schiedsrichterin einiges an den Kopf. «Ich denke, sie machen es extra!», schreit Belinda.
Als der erste Satz nach acht vergebenen Satzbällen doch noch verloren geht, weint die erst 18-jährige Weltnummer 12 bittere Tränen. Und als sie im 2. Satz drei Matchbällen gegenübersteht, glaubt sie sich draussen. «Ich dachte nur ‹Scheisse, jetzt ist es gelaufen›. Aber als ich die ersten beiden Matchbälle abwehrte, spürte ich die Nervosität meiner Gegnerin und witterte noch einmal meine Chance.»
Tatsächlich. Bencic dreht das Spiel noch, siegt 5:7, 7:6 (7:3), 6:3. Alles wieder gut? Nicht ganz. Bencic leistet sich eine letzte Rüpelei und ignoriert die Schiedsrichterin eiskalt beim Handshake. Dazu steht sie. Für alles andere zeigt sie Reue.
«Bitte entschuldigt mein Verhalten heute. Ich weiss, das war schrecklich.»
Eine Erklärung für ihre heftigen Ausbrüche hat Belinda nicht wirklich. «Heute schoss mein Temperament gleich nach oben, und da blieb es bis zum Schluss. Das war den ganzen Tag so. Vielleicht habe ich einfach nicht gut geschlafen.»
Immerhin hat sie eine Gelegenheit, sich in Runde 3 wieder von ihrer besten Seite zu präsentieren. Ausgerechnet gegen Venus Williams (WTA 23). Gegen die 35-Jährige gab Bencic 2012 ihr Debüt auf der Profi-Tour.
Damals die Unschuld in Person, verlor Bencic klar 3:6, 1:6. In drei Duellen konnte sie Venus nie besiegen – doch Belinda ist so stark wie nie zuvor. Und gegen Venus kehrt sie auf die grossen Courts zurück. Dort steht ihr auch Hawk-Eye wieder zur Seite.