Blick: Belinda Bencic, reiten Sie noch auf der Glückswelle von Olympia?
Belinda Bencic: Manchmal kann ich es immer noch nicht richtig fassen. Dafür brauche ich noch etwas mehr Zeit daheim. Aber das Selbstvertrauen und die Freude sind schon da. Ich denke noch sehr gerne an Olympia zurück.
Werden Sie seit dem Olympiasieg anders behandelt?
Nein. Die Leute gratulieren mir natürlich. Aber das ist nach einem Turniersieg normal. Von den Medien gabs vor allem nach Tokio mehr Anfragen. In New York ist so oder so viel los.
Sind durch die Goldmedaille die Erwartungen vor den US Open gestiegen?
Es ist eher das Gegenteil: Ich bin total entspannt und befreit, kann die Zeit auf dem Platz wirklich geniessen. Das habe ich in Cincinnati schon gespürt. Denn ich weiss, dass ich nun etwas Grosses gewonnen habe, das mir niemand mehr nehmen kann. Davon habe ich meine ganze Karriere geträumt. Was jetzt noch kommt, ist einfach ein Bonus.
Ein Schlüssel des Erfolgs ist der verbesserte Aufschlag.
Daran arbeiten wir natürlich immer. Und der Service hat sich wirklich verbessert. Das hilft auch beim zweiten Schlag. Es hängt alles zusammen.
Haben Sie sich ein konkretes Ziel gesetzt für die US Open?
Das tönt vielleicht langweilig, aber ich denke wie immer von Runde für Runde. Daran hat auch Tokio nichts geändert. Ich schau im Tableau nicht gross voraus, um zu sehen, wer in meinem Viertel ist.
Wie gut kennen Sie ihre nächste Gegnerin, die Italienerin Martina Trevisan?
Wir haben noch nie gegeneinander gespielt. Bis jetzt weiss ich nur, dass sie mehr Ballwechsel, mehr hinter der Grundlinie spielt. Es bleibt ja noch Zeit, um ihr Spiel zu analysieren.
Seit Cincinnati und nun auch an den US Open wird wieder vor Zuschauern gespielt. Spüren Sie das?
Ja, der Unterschied ist riesig. Ohne Fans war es manchmal wie ein Trainingsmatch. Wir dürfen uns jetzt auch wieder frei in der Stadt bewegen. Mir gibt das viel Energie. Als wir nur im Hotel und auf der Tennis-Anlage sein durften, konnte ich gar nicht richtig abschalten.
Auch bei Jil Teichmann und Viktorija Golubic liefs in den letzten Monaten sehr gut. Motiviert das?
Ja, es ist super. Ich habe hier in New York mit Jil und Vicky trainiert, die Energie ist spürbar. Vielleicht können wir so das Schweizer Tennis oben halten, auch wenn es vielleicht nicht auf dem Level von Stan und Roger ist.