Auf der grossen Rasenfläche vor dem Spielerbereich von Indian Wells ist Konditionstrainer Martin Hromkovic im Element. Nicht nur, weil die Wiese etwa die Dimension eines Fussballfelds hat. Seit seinem Karriereende Anfang 2018 beim österreichischen Viertligisten SV St. Margarethen widmet sich der frühere Fussball-Profi ganz der Fitness von Belinda Bencic. Hier lässt er sie rennen, hüpfen und am Theraband zerren. «Bald kann ich selbst in St. Margarethen anheuern», ruft Belinda lachend und kickt ihrem Freund mal auf dem linken, mal auf dem rechten Bein balancierend einen Ball zu.
Ja, der Modellathlet ist nicht nur ihr Fitness-Guru, inzwischen ist er auch ihr Freund. Und das Zusammenspiel von Arbeit und Liebe trägt Früchte. Seit die 22-Jährige vor einem Jahr den 14 Jahre älteren Hromkovic in der slowakischen Tennis-Akademie traf, geht es mit ihrer Karriere wieder deutlich aufwärts. Heute will Belinda hier im Viertelfinal mit Karolina Pliskova (Tsch, WTA 5) den sechsten Top-10-Star innert Monatsfrist bezwingen.
«Cheesecake liegt nur manchmal drin»
Sie ist topfit, explosiver denn je und hat offensichtlich stark abgenommen. «Anfangs war sie etwas schwerfüssig», bestätigt Hromkovic auf Slowakisch (Belinda übersetzt). Jetzt ist er begeistert von seiner Musterschülerin: «Sie gibt immer 110 Prozent! Weil sie mir vertraut und an unsere Arbeit glaubt.» Nach Cardio- und Krafttests stellte er ein auf sie abgestimmtes Schlaf-, Ernährungs- und Trainingsprogramm zusammen. «Cheesecake liegt nur manchmal drin», sagt er augenzwinkernd.
Belinda spurt, wenn Martin etwas sagt. «Denn er fühlt mich viel besser als jeder andere.» Mit Abwechslung und Kreativität motiviere er sie jeden Tag aufs Neue. «Und er ist streng – bei ihm käme ich nie auf die Idee zu sagen: keine Lust.» Seine Energie und Autorität faszinieren sie. «Er ist alles andere als lahm und uninspiriert.»
Das ist Hromkovic nicht einmal als passiver Zuschauer. Kämpft seine Herzdame auf dem Platz, lebt er sein Temperament laut auf der Tribüne aus. «Ich bin sehr emotional», weiss er. Wie Belinda, die ihren Frust gern an Papi und Coach Ivan Bencic rauslässt. «Bei Martin erlaube ich mir das nicht. Ich glaube nicht, dass er das tolerieren würde», sagt sie. Die Verliebten haben eine gute Mischung aus Vertrauen und Respekt gefunden.
Doch mischt sich privat und beruflich immer gut? «Es fiel mir nie schwer, das zu trennen», beteuert sie. Und weil Hromkovic noch zwei Jahre studiert, bis er den Master hat, gibts immer wieder Beziehungspausen. «Die Schule tut mir gut», betont Martin – und Belinda zeigt volles Verständnis, dass er zwischen Miami und Wimbledon an der Uni in Bratislava statt bei ihr ist. «Er wird mir schon fehlen. Aber es ist gut, dass er auch mal sein eigenes Leben führt.»