Es gibt nicht viele Menschen, die mehrere Hunderttausend Franken in ein Kind investieren ohne Garantie, dass sich das eines Tages auszahlen würde. Marcel Niederer hat es trotzdem getan. Am 10. Mai 2004 gründen der ehemalige Eishockey-Spieler und sein Freund Ivan Bencic die Kollektivgesellschaft Bencic & Partner, bei der die damals erst sieben Jahre alte Belinda Gesellschafterin ist.
Als Zweck wird die «Ausbildung und Vermarktung von Tennisspielern» angegeben. Niederer ist der Mann, der mit seinem Geld die Karriere von Belinda Bencic erst ermöglicht, die ihr als Juniorin die Titel bei den French Open und in Wimbledon einbringen. Dank seinem Geld kann Ivan Bencic seinen Job aufgeben und mit seiner Tochter herumreisen.
Marcel Niederer kommt mit Geschäften in Russland zu einem stattlichen Vermögen. Er handelt mit Mandarinen und Bananen, zieht nach Wladiwostok und lernt Russisch. Dann ist ihm das Glück des Tüchtigen hold. Niederer kauft in Südkorea Dollar-Restposten. Kurz darauf bricht der Rubel, später auch der südkoreanische Won ein, wie er einst erzählte. Teile des Geldes investiert er in das Projekt Wunderkind.
Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass Belinda Bencic, deren Karriere unter anderem mit in Russland verdientem Geld finanziert wird, im russischen St. Petersburg mit zwei Siegen gegen Russinnen den Sprung in die Top Ten der Weltrangliste schafft. Denn 1968 mussten die Grosseltern der Wollerauerin vor den Russen aus der Tschechoslowakei in die Schweiz flüchten.
Über genaue Zahlen spricht Niederer nicht gerne, aber seine Investition hat sich längst ausbezahlt. 2,5 Millionen Dollar hat Bencic bisher an Preisgeld erspielt.
Und sie steht erst am Anfang ihrer Karriere, ihr natürliches und bodenständiges Auftreten befeuern ihren ohnehin hohen Wert auf dem Werbemarkt zusätzlich. Niederer und die zuständige Agentur Octagon dürfen sich die Hände reiben.
Mit Schreibwarenhersteller Caran d’Ache, Backwaren-Produzent Roland und Cornercard umfasst das exquisite Sponsoren-Portfolio bereits drei starke Partner, weitere stehen in der Warteschlange. Das Projekt Wunderkind wirft bald eine Millionen-Rendite ab. Auch hier hat Geschäftsmann Niederer eine klare Vision: langfristige Deals mit Partnern, deren Produkte zu Belinda Bencic passen. Das Vorbild? Maria Scharapowa (28). Eine Russin.