Grosse Namen entscheiden bei den Swiss Indoors Basel über Erfolg oder Misserfolg. «Davon haben wir immer gelebt», sagt Turnierdirektor Roger Brennwald. Der Durchbruch gelingt 1977, als er Björn Borg in die St. Jakobs-Halle holen kann. Damals sei er in Roland Garros einfach zum Schweden in die Kabine spaziert und habe sich vorgestellt. Er mache ein Turnier in Basel. «'Kommst du?', fragte ich Borg. Er fragte zurück: 'Wo liegt denn Basel?' Am Ende war er da. Ich setzte zwei Zeilen auf Papier auf, und die Angelegenheit war erledigt'», erzählt Brennwald der «NZZ».
Doch mit damals lässt sich weder das Turnier noch der Tennis-Zirkus vergleichen. Reisten damals viele Spieler alleine, umgeben sich die Weltbesten heute mit einer Entourage aus Managern, Therapeuten und mehreren Trainern. Es sei schwieriger geworden, solche Spieler nach Basel zu holen, sagt auch Sergio Palmieri. Der Italiener, einst selbst ein passabler Spieler, ist seit fast 30 Jahren eine Schlüsselfigur bei der Erklärung, wieso mit Ausnahme von John Newcombe alle Nummern 1 der Welt mindestens einmal bei den Swiss Indoors spielten.
Sein Büro hat Palmieri in Mailand. Von hier aus ist er mit der Aufgabe betraut, für Basel ein Weltklassefeld zusammenzustellen. Brennwald weiss, was er am Italiener hat. Während 20 Jahren trat dieser als Manager von John McEnroe auf, heute amtet er auch als Turniedirektor des Masters-1000-Turniers von Rom. Palmieri ist bestens vernetzt und einer der mächtigsten Strippenzieher im Männer-Tennis. Bei der Agentur IMG war Federer-Manager Tony Godsick sein Ziehsohn. «Er ist einer meiner besten Freunde im Tennis.» Das Wort Freund fällt oft.
Auch Brennwald zählt er dazu. «Roger vertraut mir und ich vertraue mir. Aber am Ende fällt er jede Entscheidung», sagt Palmieri. Bereits während des Turniers laufen die Planungen zum Feld des kommenden Jahres. Es ist kein Geheimnis, wer dabei oberste Priorität geniesst: Roger Federer, Rafael Nadal, Stan Wawrinka und Kei Nishikori. Sie alle erhalten in Basel eine Antrittsgage. Weil Nadal in seinen drei Vertragsjahren auch unter seinen eigenen Erwartungen blieb, bot er an, seinen Vertrag auf ein weiteres Jahr auszudehnen, wie der 70-Jährige erklärt.
Über Zahlen spricht er nicht gerne. Aber er bestätigt, dass nicht falsch liegt, wer davon ausgeht, dass höchstens drei oder vier Spieler eine Antrittsgage erhalten. Deswegen sei eine sorgfältige Selektion absolut zentral. «Du musst nicht die Besten haben, sondern jene, die zu deinem Turnier passen. Ivo Karlovic ist ein guter Spieler, aber beim Publikum kommt er nicht an. Nishikori ist hingegen auch aus wirtschaftlicher Sicht interessant», erklärt Palmieri. «Es geht um Persönlichkeit. Darum wollten wir auch Nick Kyrgios holen. Er passt perfekt. Er ist ein Bad Guy.»
Auch Palmieri sagt, dass Verhandlungen komplexer geworden seien. «Djokovic hat Becker, Vajda, seinen Therapeuten, seinen Manager, seine Frau. Auf alle hört er. Auch Roger hört auf seine Frau. Sie hören alle auf ihre Frauen, das ist doch normal.» Das Leben richtig schwer machen würden ihm aber die Manager. Zu ihnen gehört auch sein einstiger Ziehsohn, Tony Godsick. Dass sein Verhältnis zu Federer getrübt sei, wie kolportiert wird, verneint Palmieri: «Alles ist bestens, auch zwischen den Familien Federer und Brennwald.» Das Wort Freund fällt nicht.
Während die Weltbesten Chefsache sind, hat sich Palmieri bei der Verpflichtung der Besten von Morgen verdient gemacht. Basel hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jungen ein Sprungbrett zu bieten. Einst Rafael Nadal, zuletzt Alexander Zverev, Borna Coric oder Taylor Fritz. Auch in der Hoffnung, dass sie wie Nadal zurückkehren, wenn sie im Zenit der Karriere stehen. Für das kommende Jahr denkt er an die Russen Andrei Rublew, Karen Kachanov und Daniil Medwedew. «Und die Kanadier Félix Auger-Aliassime und Denis Shapovalov.» Hier schliesst sich der Kreis: Der Wimbledon-Junioren-Sieger ist ein Schützling von Tony Godsick.