Als 1970 die Swiss Indoors aus der Taufe gehoben wurden, deutete noch nichts darauf hin, dass daraus einst der grösste Sportanlass der Schweiz werden würde. «Das Turnier wurde damals nicht zur Kenntnis genommen», erinnert sich der Basler Ernst Schori, der es bei der Turnier-Premiere bis in den Final schaffte.
Gespielt wurde auf Sand in einer provisorischen Traglufthalle. Preisgeld gab es keines. «25 Jahre später hat Roger Brennwald meinem Finalgegner Klaus Berger und mir eine Uhr geschenkt», erzählt der heute 82-jährige Schori.
Damit er überhaupt bei seinem Heimturnier antreten konnte, musste Schori so manche Hürde überwinden. «Tennis war etwas für die Studierten», sagt er. «Als eines von sieben Kindern aus einer Arbeiterfamilie konnte man sich den Sport nicht leisten.» Zuerst als Ballbub, später als Spieler machte Schori in Riehen BS doch erste Gehversuche auf dem Tennisplatz. Da er offensichtlich Talent besass, übernahm der Klubpräsident den Jahresbeitrag.
Zu spät an die Swiss Indoors
Via den damaligen Branchenprimus BLTC (Basler Lawn Tennis Club) führte Schoris Weg bis ins Davis-Cup-Team. Und dieser Davis Cup wäre ihm in der Woche vor den ersten Swiss Indoors beinahe zum Verhängnis geworden: «Mein Match in Griechenland dauerte fast sechs Stunden. Ich kam deshalb einen Tag zu spät in der Schweiz an.»
Zurück in Basel meldete sich Schori bei Roger Brennwald, der schon damals als Turnier-Boss amtete. «Er sagte mir, ich müsse aufgrund meiner Verspätung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je zwei Mal antreten.» Kein Problem für Schori, der sich ein solches Mammut-Programm als Gipser-Lehrling gewohnt war. Er stürmte bis in den Final, verlor diesen aber 3:6 und 1:6 gegen den Deutschen Klaus Berger.
«Das hatte nichts mit mangelnder Fitness zu tun. Er war einfach besser.» Nach jenem Final habe er die wichtigste Lektion seiner Tenniskarriere gelernt, sagt Schori: «Als Sieger bist du immer der Grösste. Aber ein guter Verlierer zu sein, ist mindestens so wichtig.»
«Plötzlich stand Borg in der Halle»
Von da an gingen Ernst Schori und die Swiss Indoors ihre eigenen Wege: Schori erfüllte sich mit der Gründung seines eigenen Geschäfts einen Bubentraum. Auch die Swiss Indoors stiegen auf. «Plötzlich standen Stars wie Björn Borg in der Halle», sagt Schori. «Da hatten Leute wie ich, die 150 Prozent in der Firma gebraucht wurden, keinen Platz mehr.» Weil gleichzeitig Turnier-Boss Brennwald auf der internationalen Tennis-Bühne zu weibeln begann, kamen auch hohe Preisgelder ins Spiel. «Es ist eigentlich irrsinnig, was Brennwald geleistet hat. Basel kann froh sein, jemanden wie ihn zu haben», sagt Schori.
Sein Malergeschäft, das heute von seinem Sohn geführt wird, lädt noch immer Geschäftspartner an die Swiss Indoors ein. Schori selbst fehlt an der 50. Austragung. Er geniesst mit seiner Frau Berty (80) die Ferien auf Mallorca. Das Tennisracket hat er längst gegen Golfschläger getauscht.