Ein Spaziergang ist es nicht. Nach 85 Minuten steht Roger Federer noch immer mit leeren Händen da. Marin Cilic wehrt im ersten Satz insgesamt vier Breakchancen ab – drei davon im ersten Game – und behält im Tie-Break den kühleren Kopf.
Doch Roger wäre nicht Roger, wenn diese kurze Baisse seinen ganzen Matchplan auf den Kopf stellen würde. Der routinierte Maestro legt den nächsthöheren Gang ein, packt den zweiten Umgang mit 6:4 in trockene Tücher.
Und dann ist der Widerstand des Kroaten gebrochen. Federer nimmt Cilic im Entscheidungssatz gleich zu Beginn den Service ab. Und gibt den Vorteil dann nicht mehr aus der Hand.
King Roger gibt sich an der Tennis-WM keinerlei Blösse – obwohl bereits für die Halbfinals qualifiziert, krönt er seine Gala-Vorstellung in der Gruppe Becker mit dem dritten Sieg im dritten Spiel. Doch der Triumph bedeutet weit mehr als blosse Tableau-Kosmetik: Der Baselbieter heimst 200 weitere Punkte im Kampf um den Tennis-Thron ein.
Gewinnt er gar das Turnier – zum insgesamt 7. Mal –, fliessen 1500 Zähler auf Federers Konto. Und dann ist das Rennen um die Nummer 1 hochspannend. Nadals Führung würde nur noch läppische 140 Punkte betragen!
Alles Zukunftsmusik. Fakt ist, Federer schlägt Cilic genau vier Monate nach dem Wimbledon-Final erneut. Der Hüne aus Kroatien wird wohl noch länger nach Revanche sinnen.