Roger Federer geniesst auf der Tennis-Tour dank seiner einzigartigen Karriere viele Privilegien. Zu viele, meint der französische Profi Julien Benneteau. Beim französischen Radiosender RMC Sport lässt er seinem Frust darüber freien Lauf.
Die Weltnummer 137 sagt am Montag, dass Federer in vielen Bereichen eine Vorzugsbehandlung geniesse. So seien die Turnier-Referees zum Beispiel oft nachsichtiger mit Federer – insbesondere was die Ansetzung seiner Spiele betrifft.
Benneteau, der einst die Nummer 25 der Welt war und Federer in acht Duellen zweimal besiegen konnte, nennt das Beispiel der Australian Open. 12 oder 13 seiner letzten 14 Spiele habe Federer in der Nacht spielen dürfen. So habe der Baselbieter die oft horrenden Temperaturen in den letzten beiden Jahren fast gänzlich umgehen können.
Dann kommt der Benneteau-Hammer. Der 36-Jährige wirft Federer Vetterliwirtschaft vor, denn im Hintergrund des ganzen stehe der Laver Cup, der von Federers Agentur «Team 8»ins Leben gerufen wurde.
«Wenn Federer den Laver Cup promotet, ergibt das einige störende Interessenkonflikte», moniert Benneteau. Er führt aus: «In der Organisation dieses Events ist auch Craig Tiley, der Boss der Australien Open, der sich um das Marketing und die TV-Rechte kümmert. Er wird durch Federers Agent bezahlt. Und wie durch Zufall spielt Federer 12 von 14 Spielen am Abend.»
Djokovic stellt sich hinter Roger
Mauschelei-Vorwurf an Federer! Doch die Kollegen stärken Benneteau nicht den Rücken. Im Gegenteil, die Szene steht hinter Federer.
Novak Djokovic ist etwa der Meinung, dass Federer eine gewisse Spezialbehandlung absolut verdient. «Er ist sechsfacher Champion bei den Australian Open und vielleicht der beste Spieler der Geschichte», sagt der Serbe nach seinem Sieg gegen John Isner an den World Tour Finals in London. «Die Leute wollen in auf dem Centre Court spielen sehen. Und sie wollen ihn zu den besten Stunden sehen. Und das ist am Abend in der Rod Laver Arena.»
Djokovic stärkt also Federer den Rücken. Er verstehe Benneteau, sieht Federer aber als eine treibende Kraft im Tennis. «Julien und andere Spieler wie er profitieren ebenfalls vom Tennis, wegen Roger, wegen dem was er für den Sport getan hat.»
In die gleiche Kerbe schlägt auch Isner nach dem Djokovic-Match. «Vielleicht sollten Federer und die anderen Top-Spieler noch mehr Vorteile erhalten. Denn wegen ihnen machen andere Spieler viel Geld. Es ist wie der Tiger-Woods-Effekt im Golf. Er verkörpert meiner Ansicht nach das Männer-Tennis. Er verdient alles und mehr, als er je erhalten hat.» (sme)