Wir mögen es uns kaum ausmalen, aber der Tag wird kommen. Der Tag, an dem Roger Federer (36) sein Racket an den Nagel hängt und dem Tennis-Zirkus den Rücken kehrt. «Es muss nicht wie im Märchen enden», sagt der Schweizer dem «Wall Street Journal». Diese Vorstellung habe er schon lange aufgegeben. «Ich muss nicht die Nummer 1 sein, es muss nicht nach einem grossen Titel sein.» Er spiele, weil er Tennis liebe. «Nicht, weil es perfekt enden muss.»
Was nach dem Tennis kommt, ist offen. Als Trainer wird der vierfache Familienvater kaum im ATP-Tross bleiben wollen. Federer könnte sich vorstellen, mit jungen Spielern zu arbeiten. Oder sehen wir den Baselbieter dereinst als TV-Experten? «Ich weiss nicht, ob mir die Leute zuhören würden», kokettiert er.
Das Mode-Business interessiert den 20-fachen Grand-Slam-Sieger, auch über seine bereits bestehende «RF»-Linie hinaus, die von seinem Ausrüster Nike vertrieben wird. «Ich glaube Roger kann tun, was immer er will», sagt Modekönigin Anna Wintour, Chefredaktorin von «Vogue», die mit den Federers befreundet ist.
Ihren Segen hätte der Baselbieter jedenfalls, sollte er sich als Modeschöpfer versuchen. «Er ist ein unglaublich kluger Geschäftsmann. Was auch immer es genau sein wird, das er in Sachen Mode anpacken wird, er wird es sich ganz genau überlegen.» Federer sei gut vernetzt in der Branche. «Er kennt viele von uns.» Und vor allem: «Er nimmt Ratschläge an und er wird sich mit den richtigen Leuten umgeben.»
Nicht, dass Federer jemals wieder arbeiten müsste. Seine Werbeverträge mit Edelsponsoren wie Rolex und Mercedes laufen über seine Karriere hinaus. «Er hat langfristige Vereinbarungen mit den meisten seiner Marken», sagt Manager Tony Godsick.
Doch bevor diese Verträge zu greifen beginnen, dürfen wir den Maestro noch ein bisschen geniessen. Schliesslich ist die selbstauferlegte Sandplatz-Pause bald vorbei: Im Juni steht Federer in Stuttgart endlich wieder im Einsatz, bevor das Turnier in Halle und der Grand Slam in Wimbledon folgt.