Das Leben als Nummer 1 ist nicht leicht, das hat schon manch einer merken müssen. In diesen Tagen ist es Carlos Alcaraz (19), der diese Erfahrung macht. Der Spanier, seit bald zwei Monaten und dem Sieg bei den US Open an der Spitze des Rankings, hat zwei seiner drei Partien als Weltranglistenerster verloren: Gegen Felix Auger-Aliassime (22, Ka) und David Goffin (31, Bel) musste er zuletzt geschlagen vom Platz, gegen Letzteren sogar glatt in zwei Sätzen – das erste Mal seit 67 Matches, dass Alcaraz nicht wenigstens einen Durchgang ins Trockene bringen konnte.
Wie gross die Euphorie ist, die der jüngsten Nr. 1 der Geschichte derzeit entgegenschlägt, wird am Montagabend in Basel deutlich. Nach der Eröffnung durch Turnier-Boss Roger Brennwald (76, «Wir sind zurück auf der Weltbühne») und dem Auftritt des deutsch-spanischen Hitparaden-Stürmers Alvaro Soler steht Alcaraz’ Erstrundenauftritt auf dem Programm. Als Hauptattraktion am «Super Monday», nach zwei Jahren Pandemie-Pause und im Jahr 1 nach Roger Federer. Der Gegner: Jack Draper (20), Brite, Nummer 45 der Welt.
Überraschend harter Kampf in Basel
Und Alcaraz legt vielversprechend los: Schon im zweiten Game entlockt der Teenager aus Murcia den Tausenden in der Basler St. Jakob-Halle «Aaahs» und «Ooohs», wenn er die Bälle mit Wucht und Finesse an die Linien setzt. Nur: Das Break gelingt bald schon dem Gegner. Alcaraz spielt zu wenig konstant, zwischen die Spektakel-Bälle streut er reihenweise Fehler. Und als er einmal am Break schnuppert, schlägt Draper die Tür mit zwei starken Aufschlägen zu – und holt sich mit dem zweiten Break zum 6:3 den ersten Satz.
Bahnt sich hier der nächste Tiefschlag für den Shootingstar an? Das dann doch nicht. Er drängt Draper in die Defensive, schraubt die Fehler zurück und holt sich den zweiten Satz mit 6:2. Im entscheidenden Durchgang ist Alcaraz längst nicht mehr so unwiderstehlich unterwegs. Aber es reicht. 3:6, 6:2, 7:5 heissts nach drei Matchbällen und 2:17 Stunden. «Nach dem ersten Match fühle ich mich hier bereits zu Hause», sagt er danach im Platzinterview über seinen ersten Auftritt in der Schweiz. Aber er gibt zu: «Zu Beginn war es hart, ich habe viele Fehler gemacht. Ich wollte aggressiv spielen, musste mich zuerst an den Platz gewöhnen.» Und der Gegner sei auch nicht ohne gewesen. Doch am Ende zählt nur eins. Für Alcaraz, aber auch für die Fans an den Swiss Indoors, die unbedingt mehr von ihm sehen wollen: Der Mann, der der nächste Tennis-Superstar werden soll, steht in Basel in Runde 2.