Der Unterschied, den Radu Albot (ATP 49) am eigenen Leib zu spüren bekommen wird, wird gigantisch sein. Am Dienstag siegt er in der kleinen Basler Nebenhalle auf Court 1 – ohne Hawkeye – vor wenigen Fans, am Mittwochabend trifft er in der lauten, grossen St. Jakobshalle im Achtelfinal auf Topfavorit Roger Federer, der 9000 Fans im Rücken hat.
Der Kontrast zum Leben des Schweizers könnte fast nicht grösser sein. Der 29-jährige Albot stammt aus Moldawien, einem der ärmsten Länder Europas. In seiner Karriere hat er knapp drei Millionen Dollar Preisgeld geholt – Federer schon über 127 Millionen.
Dieses Jahr schafft Albot den Sprung in die Weltspitze. Im Februar gewinnt er als erster Moldawier in Delray Beach ein ATP-Turnier. Seither bewegt er sich konstant zwischen Rang 40 und 50. Wird er nun daheim auf der Strasse erkannt?
«In meinem Land bin ich nicht so berühmt wie Roger. Er ist der Top-Spieler. In der Schweiz sind sicher alle stolz auf ihn. In meiner Heimat sind die Menschen nicht so sportinteressiert. Deshalb würde ich nicht behaupten, dass man mich auf der Strasse erkennt. Manchmal kommts vor, aber nicht sehr oft», sagt er zu BLICK.
Albots Vater warf Ersparnisse für Busreise auf
Albot verdankt in seiner Laufbahn viel seinem Vater Vladimir, der ihn mit sechs Jahren zum Tennis anmeldet. In einer Sportschule in Chisinau, wo die Albots wohnen. Die Infrastruktur ist spärlich. «Im Winter musste ich auf Holzplatten als Unterlagen trainieren. Im Sommer immerhin drei bis viermal auf Sandplatz», sagt Albot jüngst.
Als er 13 Jahre alt ist, wirft sein Vater fast sein ganzes Ersparnis für eine 72-stündige Busreise nach Deutschland auf. Ohne Deutschkenntnisse. Ein moldawischer Trainer nimmt Radu in der Folge als Teenager jeweils im Sommer in Wiesbaden in seiner Tennis-Schule auf. Er macht grosse Fortschritte bis hin zum Profi. Im Rückblick bezeichnet Albot Deutschland als seine zweite Heimat.
Nun spielt er in Basel in der Heimat seines Gegners. «Ich gehe nicht auf den Platz und denke, ich verliere. Ich habe schon die Erfahrung, einmal gegen ihn gespielt zu haben. Deshalb betrete ich den Court nicht sehr aufgeregt», sagt er. Ob es wirklich so ist, sehen wir am Mittwoch ab 19 Uhr. In Miami zwang Albot Federer im März über drei Sätze.