«Alle waren sehr durcheinander»
Federer spricht vor Australian Open über Rauch und Saisonstart

Roger Federer (38) muss beim ersten Auftritt in Melbourne mehr über Luftqualität als über Tennis reden.
Publiziert: 19.01.2020 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2020 um 09:00 Uhr
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Federer spricht hauptsächlich über die Luftqualität und nicht über Tennis.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach aus Melbourne

Die Entwicklung ist eindeutig: Die 38-jährige Sportikone Roger Federer ist immer mehr Botschafter, ein Meinungsmacher und Stimmführer für alles, was die Welt bewegt. Nach seinem klaren Statement im Fall Credit ­Suisse, das er zwar unter Druck der Klima-Aktivisten, aber nach eigenen Angaben gerne machte – «weil mir das Thema wichtig ist, mich ­berührt und ich nicht abgeschottet von der Welt leben will» – ist die Schweizer Weltnummer 3 nun ­erster Redner im Fall «Luftverschmutzung über Melbourne».

«Und übrigens, ich spiele gegen Steve Johnson, falls es jemanden interessiert. Ich dachte, das ist der Grund, warum ich in Australien bin», wirft er den Journalisten ironisch lachend hinterher. Dies nachdem deren Fragezeit auf Englisch vorbei war und bis dahin kein Wort über Tennis gesprochen wurde.

Ungewohnte Tiefstapelei bei Federer

Über die Luft-Problematik sprudelt es aber tatsächlich mehr aus ihm heraus, als über das Sportliche. Da überrascht der 20-fache Grand-Slam-Sieger später einzig mit ungewohnter Tiefstapelei: «Ich halte meine Erwartungen tief!» Er sei zwar zufrieden mit dem Aufbau, ­alles sei nach Plan gelaufen und es habe keine Rückschläge gegeben. «Das ist schon mal Gold wert.» Aber ohne Vorbereitungsturnier seien ­diese Australian Open ein Sprung ins Ungewisse. «Ich stehe am Anfang des Berges.»

Anders als Rafael Nadal oder Novak Djokovic, die bereits eine tolle Form zeigten, müsse er sich erst beweisen, bevor er sich zum Favoritenkreis zählen dürfe. Erst recht gegen einen Startgegner wie Johnson (ATP 81), der ihn zwar noch nie bezwingen konnte, letzte Woche aber viel zum Spielen kam. «Er ist Match-parat, ich nicht. Ich muss erst die Anspannung finden und dann hoffen, dass der Schock für meinen Körper nicht zu gross ist. Ich muss schnell aus den Startlöchern kommen.»

Trainings nur auf geschlossenen Centre Courts

Schneller als die Organisatoren in Melbourne mit ihrer Kommunikation, womit das Thema wieder zum Wetter führt. Es sei etwas spät, nach dem ATP Cup und den Qualifikations-Tagen, an denen viele Klagen aufkamen und einige Spieler gar aufgeben mussten, klare Regeln zu setzen, prangert Federer an. «Letztlich waren alle sehr durcheinander.» Obwohl man ihn, der ausschliesslich auf den geschlossenen Centre Courts trainierte, nicht als Gradmesser nehmen könne, habe er das Büro des Turnierdirektors aufgesucht und eine Erklärung gefordert. «Ich fragte, warum die Bevölkerung im Haus bleiben, Fenster und Türen verriegeln soll, während wir gleichzeitig auf die Plätze geschickt werden.»

Federer hinterfragt allerdings auch seine Spielerkollegen durchaus kritisch. «Einige beklagen sich immer, über den Kalender, das volle Programm, was auch immer. Perfekt ist es nie, und jetzt ist es was Neues, der Rauch.» Er gibt zu bedenken, dass es an den versmogten Tagen auch sehr heiss war. «35 Grad und Rauch — vielleicht waren einige Spieler ja auch noch nicht gut an die Hitze gewöhnt.» Je mehr man über ein Problem spreche, desto mehr könne es einen beeinflussen, so ­Roger. «Denkst du ständig an einen juckenden Arm, juckt er irgendwann wirklich.»

«Wir werden kein Risiko eingehen müssen»

Mehr als Aufklärung zu fordern könne er nicht tun, immerhin sei die Situation nun klar: Nach der Hitzeregel gibt es eine Art Rauchregel, die in Kraft tritt, wenn der Luftverschmutzungs-Index die Marke 200 überschreitet. Bei Olympia und anderswo läge die Grenze erst bei 300. Federer: «Wir werden kein Risiko eingehen müssen. Hängt über Melbourne zu viel Rauch, wird nur in den geschlossenen Stadien gespielt.»

Rogers Sorge betrifft eh viel mehr diejenigen, die in Feuer und Rauch ums Überleben kämpfen. «Das Problem besteht in erster Linie für die Tiere im Busch und im Wald, für die Menschen, die dort leben, für die Feuerwehrmänner. Wir Tennisspieler sind hier kaum jeden Tag und erst recht nicht sechs Monate am Stück schlechter Luftqualität ausgesetzt.» Für Federer dürfen die Australian Open kommen.

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