Der alte ist auch der neue Swiss-Indoors-Champion
Der Kanadier Félix Auger-Aliassime gewinnt wie im letzten Jahr die Swiss Indoors in Basel. Im Final setzt er sich gegen den Polen Hubert Hurkacz 7:6 (7:3), 7:6 (7:5) durch.
Der alte Champion ist auch der neue: Im Duell zweier herausragender Aufschläger führte der 23-jährige Auger-Aliassime (ATP 19) etwas die feinere Klinge. Dennoch schaffte auch der Franko-Kanadier mit Wurzeln in Togo trotz insgesamt fünf Chancen, vier davon in der Endphase des zweiten Satzes, kein Break. Bei eigenem Aufschlag gab er aber gerade mal neun Punkte ab (zwei durch Doppelfehler). So ging es - nicht ganz überraschend - zweimal in ein Tiebreak.
In diesen behielt Auger-Aliassime verdientermassen die Oberhand, auch wenn sich Hurkacz (ATP 11) bis zum Ende wehrte. Der Titel ist nach einer schwachen Saison eine Erlösung. Auch wegen einer Knieverletzung hatte Auger-Aliassime zwischen März und Oktober bei dreizehn Turnieren gerade mal drei Matches gewonnen.
In der Basler St. Jakobshalle ist aber alles anders: Hier ist er auch nach zehn Partien noch ungeschlagen, im Viertelfinal hatte er gegen Alexander Schewtschenko zu später Stunde sogar einen Matchball abgewehrt. Der Kanadier aus Montreal staunte nach seinem Finalsieg gegen seinen guten Kollegen Hurkacz selber. «Ich kam als 17-Jähriger erstmals hierher (in der Qualifikation) und es ist immer super organisiert hier. Nach dem Auf und Ab ist dies wohl mein speziellster Sieg», sagte er bei der Siegerehrung.
Am Ende stand sein fünfter ATP-Titel, der erste in diesem Jahr. Der drei Jahre ältere Hurkacz verlor bei seinem Debüt in Basel hingegen erst zum zweiten Mal einen ATP-Final (7 Siege). Der Pole aus Breslau kehrt dennoch in die Top Ten zurück und wahrte seine Chance auf die Qualifikation für die ATP Finals. Im Jahresranking belegt er neu den 9. Platz.
Der blutige Hurkacz-Hechter
Für Hubert Hurkacz (26) war der Halbfinal gegen Ugo Humbert (25) ein grosser Kampf (6:4, 3:6, 7:6). Wie viel Leidenschaft er auf dem Platz gelassen hat, sah man auch an seinem Hechtsprung in der entscheidenden Phase des dritten Satzes: Der 1,96-Meter-Riese tauchte ab, um einen Ball noch zu erwischen, schlug sich dabei aber seine Knöchel an der rechten Hand auf. Weil die Blutung zunächst nicht stoppen wollte, musst gar kurz ein Arzt auf den Center Court gerufen werden. Hurkacz nahms mit Humor – er meinte nach seinem Sieg: «Auf einem Hartplatz zu hechten, kann ich euch auf keinen Fall empfehlen.»
Der Finalist, der es versäumte, sich einzuschreiben
Felix Auger-Aliassime (23) arbeitet gerade an seinem zweiten erfolgreichen Basel-Kapitel. Der Titelverteidiger steht an den Swiss Indoors erneut im Final, trifft dort heute (15.30 Uhr) auf den Polen Hubert Hurkacz (26). Für eine kuriose Geschichte hat der Kanadier aber schon vor Turnierbeginn gesorgt. Denn obwohl mit ihm eine Antrittsgage abgemacht war und man mit seiner Teilnahme in Basel fix rechnete, fehlte sein Name auf der Entry List. Der Grund ist simpel. Auger-Aliassime hatte die Deadline verpasst. «Es war schlicht ein Fehler von meinem Team und von mir. Das ist mir in meiner Karriere noch nie passiert. Ich habe keine Entschuldigung dafür», meinte er nach seinem Halbfinal-Sieg gegen Holger Rune (20).
Nun, sein Glück war, dass er als Vorjahressieger noch eine Wildcard zugesprochen bekam. Und jetzt ist die Sache ohnehin gegessen – denn Auger-Aliassime begeisterte diese Woche mit tollem Tennis. Heute könnte er zum Spieler werden, der es vom grossen Abwesenden auf der Entry List doch noch zum Turniersieger geschafft hat.
Hurkacz im Basel-Final gegen Vorjahressieger
Zurück in Basel, zurück in der Erfolgsspur: Der Vorjahressieger Felix Auger-Aliassime steht an den Swiss Indoors wieder im Final und trifft am Sonntag (15.30 Uhr) auf Hubert Hurkacz.
Unglaublich: Seit einem Viertelfinal in Indian Wells Anfang März hatte Auger-Aliassime, einer der Aufsteiger des letzten Jahres, bei dreizehn Turnieren gerade mal drei Partien gewinnen können und war in der Weltrangliste von Position 6 auf Platz 19 abgerutscht. Dann kommt der 23-jährige Kanadier nach Basel und spielt wieder, wie wenn nichts gewesen wäre.
Am späten Freitagabend hatte «FAA» im Viertelfinal gegen den russischen Qualifikanten Alexander Schewtschenko viel Glück. Er setzte sich nach Abwehr eines Matchballs und trotz Krämpfen kurz nach halb ein Uhr morgens durch. Keine 18 Stunden später deklassierte Auger-Aliassime in der Neuauflage des letztjährigen Finals den topgesetzten Dänen Holger Rune mit einer brillanten Vorstellung 6:3, 6:2. Der neu von Boris Becker trainierte, hochbegabte Skandinavier schaffte wie schon im Final vor zwölf Monaten kein Break.
«Nach dem Match, oder genaugenommen am heutigen Tag, fühlt sich das an wie ein zweites Leben», zeigte sich der Franko-Kanadier, dessen Vater aus Togo nach Montreal gekommen war, im Platzinterview erleichtert. «Ich habe viel Wasser getrunken und auf das Beste gehofft. Vieles ist aber auch eine Kopfsache.» Auf jeden Fall sei dies sein bestes Level in diesem Jahr gewesen. Warum weiss er auch nicht genau: «Basel liegt mir einfach.»
Im Final kommt es zum Duell zweier herausragender Aufschläger, nachdem sich der als Nummer 4 gesetzte Pole Hubert Hurkacz in einem weit spannenderen Halbfinal 6:4, 3:6, 7:6 (7:5) gegen den Franzosen Ugo Humbert durchsetzte.
Die Weltnummer 11 Hurkacz kämpft wie Rune noch um die Qualifikation für die ATP Finals der besten acht Spieler des Jahres und gehörte nach seinem Triumph beim Masters-1000-Event in Schanghai vor dem Turnier zu den Topfavoriten auf den Turniersieg. Diesem Attribut wird der 26-Jährige aus Breslau voll und ganz gerecht - auch wenn er wie im Viertelfinal über drei Sätze gehen musste.
Im dritten und entscheidenden Durchgang zeigten sowohl Hurkacz als auch Humbert Nerven. Der 25-jährige Franzose, der im Viertelfinal den letzten Schweizer Dominic Stricker in drei Sätzen eliminiert hatte, gab zum 3:5 seinen Aufschlag ab und schaffte sogleich das Re-Break. Dann wehrte der Linkshänder bei eigenem Service zwei Matchbälle ab. So musste am Ende ein Tiebreak entscheiden – in dem Hurkacz nach gut zweieinhalb Stunden beim fünften Matchball ein Ass schlug.
Er strebt bei seinem Debüt in der Basler St. Jakobshalle seinen dritten Turniersieg in diesem Jahr an. Seine Finalbilanz ist eindrücklich: Bei seinen bisher acht Endspiel-Teilnahmen hat der Pole sieben Mal gewonnen. Einzig im August 2022 verlor er in Montreal einen Final. (SDA)
Federer ist nicht da – und irgendwie doch
Er ist der grosse Abwesende an den Swiss Indoors: Roger Federer (42) hat darauf verzichtet, in diesem Jahr bei seinem Heimturnier in Basel verabschiedet zu werden, wie er bereits im Juni gegenüber CH Media bekannt gab. Er würde dies «emotional gar nicht schaffen», meinte der 20-fache Grand-Slam-Sieger, der 2022 seinen Rücktritt gab. Trotzdem: Viele Fans hätten sich gewünscht, Federer noch einmal in der St. Jakobshalle zu sehen – und bedauern es, dass er in Basel nicht einen ähnlichen Auftritt hinlegt wie in Wimbledon im Juli, als er als Rekordsieger geehrt wurde. Nun, ganz verschwunden ist er an den Swiss Indoors dann doch nicht: Im Foyer der Halle ist er gross auf der Siegerwand abgebildet, in den Gängen um den Centre Court findet man ihn zudem als Bild des Sprayart-Künstlers Andreas Burkhalter. Und: Beim Halbfinal zwischen Hubert Hurkacz (26) und Ugo Humbert (25) ruft ein Fan rein: «Go Roger!» Alles lacht. Wenn der Maestro schon nicht persönlich kommt, wird man halt erfinderisch.
Final-Affiche vom Vorjahr wartet
Im ersten Halbfinal der Swiss Indoors trifft Schanghai-Sieger Hubert Hurkacz (Pol, 26) auf Stricker-Bezwinger Ugo Humbert (Fr, 25). Danach kommts zur Final-Affiche vom Vorjahr: der neu von Boris Becker (55) trainierte und wiedererstarkte Holger Rune (Dä, 20) fordert Titelverteidiger Felix Auger-Aliassime (Ka, 23) heraus. Der erste Halbfinal beginnt um zirka 15 Uhr, der zweite folgt im Anschluss (nicht vor 16.30 Uhr).
Wawrinkas Trost nach Basel-Out
An den Swiss Indoors ist er schon in Runde eins an Alexander Schewtschenko (22) gescheitert – dafür hat Stan Wawrinka (38) nun beim Masters-Turnier in Paris-Bercy Glück. Der Romand, aktuell die Weltnummer 45, rutscht direkt ins Hauptfeld. In Runde eins bekommt er es mit dem Italiener Matteo Arnaldi (22, ATP 46) zu tun. Und im Doppel wartet ein echter Kracher: Zusammen mit dem Südtiroler Jannik Sinner (22) trifft er auf das serbische Duo Novak Djokovic (36)/Miomir Kecmanovic (24). Das ATP-1000-Turnier beginnt am Montag.
Strickers Aberglaube
Dominic Stricker (21) machts bei seinem Coup gegen Casper Ruud (24) dem Franzosen Richard Gasquet (37) nach. Nach Aufschlagwinnern verlangt der Berner immer den gleichen Ball. Dementsprechend dauerte es manchmal bis die Ballkinder die richtige Filzkugel ausgemacht haben.
Qualifikant wirft den nächsten Top-Spieler raus
Der russische Qualifikant Alexander Schewtschenko (ATP 83) entwickelt sich an den Swiss Indoors zum Favoritenschreck. Nach Stan Wawrinka schaltet er auch den Top-Ten-Spieler Taylor Fritz aus.
Schewtschenko und der Weltranglisten-Neunte aus den USA liefern den Zuschauern in der St. Jakobshalle ein hochdramatisches Spektakel. Fritz, der im Kampf um die Qualifikation für die ATP Finals einen Rückschlag hinnehmen muss, gewinnt den ersten Satz, nachdem er im Tiebreak 1:6 zurückliegt, am Ende bezahlt er aber einen hohen Preis für 15 (!) verpasste Breakchancen und verliert 7:6, 6:7, 6:7. Kurios: Während dem dritten Tiebreak verliert Fritz zwischenzeitlich gar sein Schuhwerk – und kurz darauf das Spiel.
Der 22-jährige Russe begeisterte wie bei seinem Erstrunden-Sieg gegen Wawrinka mit seinem variantenreichen Spiel und profitierte zudem von der Nervosität und Return-Schwäche des drei Jahre älteren Amerikaners. Fritz ist nach Alex de Minaur, Nicolas Jarry und Sebastian Korda bereits der vierte Gesetzte, der nicht über die 2. Runde hinaus gekommen ist.
Riedi scheitert an Titelverteidiger
Nach Stan Wawrinka am Dienstag scheidet mit Leandro Riedi (ATP 162) ein zweiter Schweizer an den Tennis Swiss Indoors in Basel aus. Riedi unterliegt Vorjahressieger Félix Auger-Aliassime (ATP 19) 3:6, 2:6. Der 23-jährige Kanadier erweist sich für den zwei Jahre jüngeren Zürcher als eine Nummer zu gross. Félix Auger-Aliassime findet aus Schweizer Optik im falschen Moment zu alten Stärken zurück.
Zum Exploit fehlt Riedi in Basel einiges. Trotz der Unterstützung von nahezu 8000 Zuschauern findet Riedi nicht annähernd an das Leistungsvermögen heran, mit dem er vor einem Monat im Davis Cup Andy Murray in Grossbritannien an den Rand einer Niederlage gebracht hatte (7:6, 4:6, 4:6). Die fehlende Konstanz beim jungen Schweizer bestätigt sich gegen Auger-Aliassime: Weltklasseschläge wechseln sich munter ab mit Doppelfehlern, Rahmenbällen und verzogenen Schlägen. Die einzig starke Phase erspielt sich Riedi im ersten Satz, als er einen 0:3-Rückstand aufholt.
Nach 75 Minuten verwandelt Félix Auger-Aliassime seinen ersten Matchball. Einzig Dominic Stricker (21) vertritt an den Swiss Indoors die Schweizer Farben noch. Stricker trifft am Donnerstagnachmittag im Achtelfinal auf den Norweger Casper Ruud. (SDA)
Tennis-Ass Stricker hofft auf YB-Coup
Dominic Stricker wird den heutigen Abend mit Fussballgucken verbringen. Der 21-jährige Berner, der am Donnerstag seine Zweitrundenpartie beim Tennisturnier in Basel bestreitet, ist grosser YB-Fan – und seit Tagen heiss auf die Champions-League-Partie gegen Manchester City im Wankdorf (21 Uhr).
Er gibt zu: «Wenn ich in Basel ausgeschieden wäre, hätte ich alles probiert, um noch ein YB-Ticket zu bekommen.» Organisiert habe er im Vornherein aber nichts, betont er lachend. Das Weiterkommen an den Swiss Indoors war ihm dann schon noch wichtiger.