6:4, 6:3, 7:6
Stan fegt Roger vom Platz und aus seinem Kopf

Im fünften Anlauf schlägt Wawrinka bei einem Grand-Slam-Turnier erstmals Roger Federer.
Publiziert: 02.06.2015 um 22:10 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 23:30 Uhr
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Überlegen: Wawrinka muss kein einziges Mal den Aufschlag abgeben.
Foto: EQ Images
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Vor dem Spiel lächeln noch beide in die Kamera.
Foto: Keystone
Von Simon Häring aus Paris

Ratlos sucht Roger Federer den Blickkontakt zu seiner Box. Ehefrau Mirka (38) hat ihre Anfeu­erungsrufe längst eingestellt. Zu stark spielt Stan Wawrinka (30) im fünften Schweizer Duell bei einem Grand-Slam-Turnier. «Er war in allen Belangen besser», gibt Federer nach der 4:6, 3:6, 6:7 (3:7)-Niederlage in zwei Stunden und neun Minuten zu.

Bisher zog der Romand bei allen wichtigen Duellen mit Federer den Kürzeren. «Gegen ihn ist es für mich immer schwieriger», sagte er vor dem French-Open-Viertelfinal zu. «Normalerweise bin ich einfach der Schweizer, der verliert», ist er nach seinem erst dritten Sieg im 19. Anlauf zu Scherzen aufgelegt.

Wawrinka ist Federer in allen Belangen überlegen und lässt kein einziges Break zu. Es ist der Tag, an dem er seinen Federer-Komplex endgültig abstreift. «Ich war sehr nervös und habe mich nicht gut gefühlt vor dem Match. Aber ich wusste, dass ich dann mein bestes Tennis spiele, wenn ich mich so fühle», so Stan.

Für einmal habe er nicht gezögert. «Natürlich habe ich manchmal gedacht, dass es nicht gut kommt. Aber ich habe mein Spiel für einmal durchgezogen. Ich bin sehr, sehr stolz auf diesen Sieg», sagt Wawrinka. Er hat nun bei vier der sieben letzten Grand-Slam-Turniere mindestens den Halbfinal erreicht.

Dass ihm das nach zuletzt drei schwierigen Monaten gelingt, überrascht den 30-Jährigen nicht. «Statt zu weinen, klemme ich mich in den Hintern. Ich lasse mich von Niederlagen nicht runterziehen.» Von einer Wachablösung will er aber nicht sprechen. «Von Federer, Djokovic, Nadal und Murray bin ich weit entfernt.»

Trotzdem trauen ihm in Paris nun alle den Titel zu, auch Federer-Coach Severin Lüthi: «Über fünf Sätze ist er nur sehr schwer zu schlagen.» Die French Open hat Wawrinka übrigens schon einmal gewonnen: 2003 bei den Junioren. Folgt jetzt der zweite Streich bei den Grossen? Wawrinka versucht, der Frage auszuweichen. «Ich habe die grossen vier in den letzten zwei Jahren auch bei den wichtigen Turnieren geschlagen. Wenn ich auf den Platz komme, weiss ich, dass ich alle schlagen kann.»

Sein Gegner im Halbfinal vom Freitag ist der Franzose Jo-Wilfried Tsonga (30, ATP 15). Zwei Mal gab es das Duell in Paris schon: Beide Male ging es über fünf Sätze. Einmal mit Wawrinka als Sieger, einmal mit Tsonga.

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