Daumen hoch für Andy Murray. Es ist die faire Geste seines Rivalen, der mit dem 3:6, 4:6 nicht nur die Trophäe für das Saisonfi-nale, sondern auch das Rennen um die Spitzenposition im Tennis verliert. «Andy hat die Nummer 1 definitiv verdient, er ist der beste Tennisspieler im Moment», sagt Novak Djokovic, der bis vor vierzehn
Tagen 122 Wochen lang den Thron besetzt hat. Er selbst sei gegen Ende des Finals besser geworden. «Aber die Steigerung kam zu spät.»
Es wurde erwartet, dass Murray nach seinen überlangen Matches zuvor die Luft ausgehen würde. Dass der Djoker für die letzte, historische ATP-Partie 2016 um Titel und Tennisthron ein Ass aus dem Ärmel ziehen würde. Dass er sich gerade rechtzeitig wieder seiner alten Klasse erinnert, wie tags zuvor im Halbfinal gegen Kei Nishikori.
Aber im finalen Endspiel ist er über weite Strecken nicht mehr derselbe, aggressive Spieler, der den Japaner geradezu abgeschossen hatte. Djokovic zeigt erstaunlich wenig Entschlossenheit, sich die Tennisherrschaft zurückzuerobern. Und damit zum fünften Mal ein Jahr als Weltbester zu beenden. Wie schon in den vergangenen fünf Monaten sehen wir einen zögerlich, verunsichert wirkenden Serben, der seit dem Erreichen des Karriere-Grand-Slams in Paris sein Ziel und den Fokus etwas aus den Augen verloren hat.
Murray auf Wolke 7
Daran erinnert auch Murray in seiner respektvollen Siegesrede: «Alle vier Majors in Folge zu gewinnen, ist eine unglaubliche Leistung. Eine, die es wohl sehr lange Zeit nicht mehr geben wird.»
Über seine eigene Leistungen in diesem Jahr schwebt der Schotte auf Wolke 7. Er wurde zum zweiten Mal Wimbledonsieger, zum zweiten Mal Olympiasieger und nun – vor Heimpublikum und den staunenden Legenden Ivan Lendl, Boris Becker, Mats Wilander und Stefan Edberg zum ersten Mal auch Weltmeister. «Ein ganz spezieller Tag», sagt Murray, «dass ich das Jahr als 1 beende, hätte ich niemals erwartet.» Daumen hoch für den gekrönten Thronfolger!