Stan Wawrinka gewinnt die French Open 2015! Im Final bezwingt er den Serben Novak Djokovic (28) in drei Stunden und 12 Minuten mit 4:6, 6:4, 6:3, 6:4. Für den Schweizer ist es nach den Australian Open 2014 der zweite Grand-Slam-Titel der Karriere.
Wawrinka verfolgt seinen Matchplan eiskalt. Lässt sich auch vom Satzrückstand nicht aus dem Konzept bringen. Er verwertet seinen sechsten Breakball und gleicht nach Sätzen aus. Schon da hätte der Match beendet sein können.
Djokovic zerschmettert sein Racket, in unmittelbarer Nähe zu einem Balljungen. Trifft er diesen, wird er disqualifiziert. So kommt Djokovic um die dümmste Final-Niederlage aller Zeiten. Die Verwarnung kann der 28-Jährige verkraften.
Aber Wawrinka ist jetzt richtig in Fahrt. Er holt sich den dritten Satz mit 6:3. Djokovic flucht. Djokovic zweifelt. Und Djokovic macht Fehler. Das Publikum, für einmal auf der Seite des Schweizers, tobt. Der Aussenseiter auf Titelkurs.
Im vierten Satz macht Wawrinka einen 0:3-Rückstand wett. Wehrt bei 3:4 drei Breakbälle in Folge ab. Schafft selber das Break zum 5:3. Was für eine Sensation!
Der Sieg kommt überraschend. Zwischen Mitte Februar und Mai hatte Wawrinka nach starkem Saisonstart bei keinem Turnier mehr als eine Partie gewinnen können. Erst mit dem Beginn der Sandsaison setzte bei Wawrinka ein Aufwärtstrend ein.
Wawrinka, der vor zwölf Jahren das Turnier der Junioren gewonnen hatte, ist der Erste seit Mats Wilander 1982, dem das Kunststück nun auch im Turnier der Herren gelingt. Letztmals hatte 2009 mit Roger Federer ein Schweizer die French Open gewonnen.
In der Weltrangliste verbessert sich Wawrinka mit seinem Turniersieg auf Platz 4. Der Gewinn der «Coupe des Mousquetaires» bringt ihm zudem 1,8 Millionen Euro Preisgeld ein. Es ist der grösste Scheck in der Tennis-Karriere des 30-Jährigen.
Für Turnierfavorit und Weltnummer 1 bleibt Paris damit die letzte Bastion. Zum dritten Mal nach 2012 und 2014 (gegen Sandkönig Nadal) verliert er an der Porte d’Auteil einen Final und verpasst damit seinen Karriere-Grand-Slam.
Aber noch nie war Djokovic so nah dran. Erst hatte er im Viertelfinal im sechsten Anlauf erstmals Rafael Nadal bezwingen können, dann räumte er im Halbfinal den bis dorthin in dieser Saison auf Sand ungeschlagenen Andy Murray aus dem Weg.
Nun steht ihm mit Wawrinka erneut ein Schweizer vor der Sonne. 2011 war Djokovic nach Turniersiegen in Monte Carlo, Madrid und Rom als Favorit angereist. Erlitt im Halbfinal aber nach saisonübergreifend 43 Siegen in Folge gegen Roger Federer die erste Niederlage.