Es ist eine klassische Win-Win-Situation. Die Familie Williams ist schon vor der Australian-Open-Entscheidung um den 31. Grand-Slam-Einzeltitel und total 4,1 Millionen Franken für Finaleinzug und Sieg reicher. «Egal, wies ausgeht, jetzt haben wir schon gewonnen», hatte die 35-jährige Serena gesagt, die sich vorallem auch für ihre eineinhalb Jahre ältere Schwester Venus sehr gefreut hat. Vierzehn Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Aussie-Open-Final. Den Serena gewann.
Der 28. «Sister Act» der beiden beginnt trotz des schon erreichten Familien-Erfolgs nervös. Und mit vier Breaks! Serena macht alleine in dieser Phase vier Doppelfehler. Auch sonst ist das Familien-Duell geprägt von vielen Fehlern, aber auch vielen Winnern – längere Ballwechsel kommen kaum vor. Bis zum 6:4 für die 22-fache Grand-Slam-Siegerin Serena kocht die Stimmung in der nicht ausverkauften Rod Laver Arena nicht gerade über.
Und sie wird noch etwas lauer, als Venus sich erneut zum 3:4 breaken lässt. Niemand glaubte wirklich daran, dass der 36-Jährigen Amerikanerin eine Überraschung gelingen würde. Aber einen etwas umkämpfteren Match hätte sich wohl jeder gewünscht. Nach 82 Minuten versenkt Serena den Matchball zum erneuten 6:4.
Und dennoch: Kein Zweifel, hat sich Serena diesen 23. Grand-Slam-Titel verdient, mit dem sie die alleinige Rekordhalterin in der «Open-Ära» (seit 1968) vor Steffi Graf ist. Ihre Dominanz und vor allem Konstanz auf höchster Stufe sucht ihresgleichen. Und deshalb ist es auch mehr als verdient, dass Serena wieder den Tennis-Thron besteigt. Nachdem sie bereits 309 Wochen die Nummer 1 der Welt war und die Spitze vorübergehend an die Deutsche Angelique Kerber verloren hat, steht sie wieder ganz oben. Und es ist bestimmt noch nicht das Ende der unendlich scheinenden Serena-Geschichte.
Venus überlässt auch bei der Siegeszeremonie die Bühne bei ihrer Schwester – und Gott: «Ich danke Gott für das. Und Serena, ich bin unglaublich stolz auf Dich.» Serena gibt die Lorbeeren zurück: «Auch ich sage: Gelobt sei Gott. Ich betete und betete und jetzt bin ich da. Und Venus, danke dir für die Inspiration. Der einzige Grund, warum ich hier stehe, bist du!»