«Wir haben kein Desinfektionsmittel zu Hause»
Christian Stucki (35), Schwingerkönig
«Der durch das Coronavirus ausgelöste Alarm hat mein Samstagsprogramm komplett auf den Kopf gestellt. Ursprünglich wollte ich meine Söhne zu einem Fussballturnier in der Region Bern begleiten – doch die Veranstaltung wurde abgesagt. Ansonsten versuche ich trotz der aktuellen Hysterie, den Alltag mit meiner Familie ganz normal zu gestalten: Wir gehen wie üblich ins Dorf und schütteln den Leuten dort zur Begrüssung auch die Hände. In unserem Haushalt sucht man vergebens nach einem Desinfektionsmittel. Aber wir waschen uns dafür besonders gründlich die Hände. Und natürlich mache auch ich mir Gedanken über die älteren Angehörigen in meiner Familie. Meine Schwiegereltern planen eine Kreuzfahrt. Wenn sie diese Reise morgen antreten möchten, würde ich versuchen, sie davon abzuhalten. Aber zum Glück wollen sie erst in drei Monaten starten. Und ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage bis dahin beruhigt hat.» (aufgezeichnet M. W. P.)
«Wir geben dem Gegner die Hand nicht mehr!»
Thomas Rüfenacht (35), SCB-Stürmer
«Es wäre natürlich schon geil gewesen, wäre die Hütte voll gewesen. Beim Einlaufen war es komisch. In einem solch wichtigen Spiel blendest du dann aber alles aus, da versuchst du, dich voll auf den Job zu konzentrieren. Weil es so still war, fiel uns immerhin das Kommunizieren auf dem Eis leichter. Grundsätzlich mache ich wegen des Coronavirus nichts anders. Es ist bitter für die betroffenen Personen, und ich will es auch nicht herunterspielen. Aber ich finde, unsere Welt ist mittlerweile so gesteuert, dass es oft auch hysterisch wird. Ich habe es so verstanden, dass die Ansteckungsgefahr beim Coronavirus höher sein soll als bei einer saisonalen Grippe und es für immungeschwächte Menschen gefährlicher ist. Aber ich sehe keine Apokalypse. Ich habe mir schon vorher regelmässig die Hände gewaschen. Ich decke mich jetzt auch nicht für ein Jahr mit Lebensmitteln ein. Wir haben vom Klub Hygieneregeln erhalten. Auf dem Eis geben wir dem Gegner nach Spielschluss die Hände nicht mehr. Ich wüsste nicht, was man sonst noch mehr tun könnte.» (aufgezeichnet: A. R.)
«Vielleicht trage ich eine Maske»
Nico Müller (28), Rennfahrer
In seinem Rennauto ist Nico Müller sicher vor dem Virus. Aber der Thuner muss durch seine vielen internationalen Einsätze oft im Flugzeug reisen – und im Flieger sowie an den Flughäfen besteht ein hohes Ansteckungsrisiko. «Das ist momentan eine unschöne Situation. Man hat keine andere Wahl, als so gut wie möglich damit umzugehen», sagt Müller, der durch seine zwei Jobs in der Formel E und in der DTM mehr reist als andere Piloten. Am Samstag fährt Müller den E-Prix im nordafrikanischen Marrakesch. Er sagt: «Bisher habe ich keinen Mundschutz getragen. Aber vielleicht trage ich eine Maske auf dem Rückflug von Marokko – das ist sicher keine schlechte Idee.» Die Reise nach China bleibt Müller erspart: Der E-Prix in Sanya vom 21. März ist längst abgesagt. (M. D.)
«Politiker können ja nicht anders ...»
Daniel Yule (27), Ski-Star
«Ich werde am Dienstag mit meinen Slalom-Kollegen ins italienische Pozza di Fassa ins Trainingslager fahren. Weil es in Italien besonders viele Corona-Fälle gibt, haben wir von Swiss-Ski eine Liste mit den wichtigsten Verhaltensregeln erhalten. Auf dieser Liste steht, dass wir zur Begrüssung auf den Handschlag oder eine Umarmung verzichten sollten. Zudem sollen wir zu anderen Personen einen Abstand von ein bis zwei Metern halten. Auch die Hände sollten regelmässig desinfiziert werden, aber das habe ich bereits in der Zeit vor diesem Virus getan. Weil meine medizinischen Kenntnisse beschränkt sind, kann ich nicht einschätzen, wie gefährlich Corona wirklich ist. Aber aufgrund der gigantischen Welle, die dieses Thema in den Medien auslöst, können die Politiker ja fast nicht anders, als mit drastischen Massnahmen zu reagieren. Und deshalb wackeln auch die nächsten Weltcuprennen, ganz besonders das Finale in Cortina d’Ampezzo, gewaltig.» (aufgezeichnet M. W. P.)
«Schutzmasken sind jetzt auch in Nashville gefragt»
Roman Josi (29), Captain der Nashville Predators
«Wenn ich die verschiedenen Onlinemedienportale anklicke, wird mir bewusst, dass das Coronavirus in der Schweiz ein viel grösseres Thema ist als in Nashville. Okay, die Atemschutzmasken sind mittlerweile auch hier ein sehr gefragter Artikel. Aber bis jetzt ist in Nashville meines Wissens noch niemand positiv auf das Coronavirus getestet worden. Und deshalb steht es hier auch noch nicht zur Diskussion, NHL-Spiele ohne Zuschauer abzuhalten. Meine Kumpels vom SCB haben mir richtig leidgetan, weil sie das wichtige Spiel gegen Fribourg-Gottéron vor leeren Rängen austragen mussten. Und wenn ich höre, dass es in meinem Heimatkanton Bern mittlerweile über 100 Corona-Verdachtsfälle gibt, mache ich mir natürlich Sorgen um meine Angehörigen.» (aufgezeichnet M. W. P.)
Schweizer Radprofi im Quarantäne-Hotel
Danilo Wyss (34)
Der Schweizer Radprofi spürt die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie am eigenen Leib. Der 34-Jährige nahm an der UAE Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten teil, die am Freitagabend abgebrochen wurde, weil zwei italienische Mechaniker positiv auf das Virus getestet wurden.
Die Absage kam für die Fahrer absolut aus dem Nichts. Wyss darf nicht darüber sprechen, sein Team hat den Fahrern Maulkörbe verpasst. Andere schildern, was in
der Quarantäne im Hotel abgeht. Mario Aerts sagt etwa gegenüber «Het Nieuwsblad»: «Mit dem Wattestäbchen haben sie uns Nasenschleim entnommen. Sie haben Fieber gemessen in den Ohren.» Es seien alle ruhig. «Aber es ist nicht allzu schlecht hier. Es gibt schlimmere Orte und Hotels, an denen man in Quarantäne sein könnte.»
Die Fahrer und Staff-Mitglieder (rund 600 Personen) sind in den Luxushotels auf der Yas-Insel in Abu Dhabi untergebracht – direkt an der Formel-1-Rennstrecke. Wyss und sein Team etwa im Hotel «W». Der Grossteil aber im «Crowne Royal Plaza». Schlimmstenfalls müssen alle 14 Tage dort bleiben, auch wenn von weit über 100 Tests bislang kein weiterer positiv war.
Einige Fahrer zweifeln aber daran, dass niemand sich angesteckt hat. «Wir standen alle in einem engen Korridor», schildert Jos van Emden dem holländischen Portal «AD». «Wir standen innerhalb von einem halben Meter zueinander. Wenn da jemand krank war, dann haben wir es jetzt alle.»
Sich frei bewegen und den Luxus geniessen können die Fahrer im Hotel offenbar nicht. «Als zwei Kollegen ein Sonnenbad auf der Dachterrasse nehmen wollten, wurden sie wieder weggeschickt», berichtet Van Emden. (sme)
«Ein Spieler blieb aus Vorsicht zu Hause»
Stefan Sannwald (49),FCZ-Teamarzt
«Wir haben allen Spielerinnen und Spielern ein Merkblatt verteilt. Darauf ist das Wesentliche festgehalten: regelmässiges Händewaschen, Desinfizieren, in den Ellbogen niesen und so weiter. Ab sofort begrüssen wir uns nicht mehr per Handschlag, sondern mit der Faust. Da der Erfahrungswert fehlt, ist es schwierig, das Ausmass des Coronavirus einzuschätzen. Deshalb bin ich mit Prognosen zurückhaltend. Bisher habe ich wegen des Covid-19-Virus jedenfalls nicht mehr Arbeit – und unsere Spieler sind weder nervös noch verunsichert. Aber natürlich sind wir sensibilisiert: Am Samstag haben wir einem Spieler, der erkältet ist, mitgeteilt, dass er besser zu Hause bleiben solle. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Das ist kein Verdachtsfall, sondern eine reine Vorsichtsmassnahme.» (aufgezeichnet Mi. W.)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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