«Der beste Sprecher der Welt»
Sportreporter-Legende Karl Erb (†92) ist tot

Eine der kräftigsten Stimmen in der Geschichte des Schweizer Sports ist für immer verstummt – TV-Legende Karl Erb ist im Alter von 92 im Beisein seiner Liebsten gestorben.
Publiziert: 07.09.2018 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:30 Uhr
TV-Legende Karl Erb ist tot
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Einst populärster Sportreporter:TV-Legende Karl Erb ist tot
Marcel W. Perren

Es ist ein Tod mit Ansage. Im April schüttet Karl Erb dem BLICK-Reporter ein letztes Mal sein Herz aus. «Ich spüre ganz deutlich, dass ich mich in der Nachspielzeit des Lebens befinde. Es geht mir mit jedem Tag schlechter. Und sobald ich spüre, dass ich meine Selbständigkeit komplett verliere, werde ich meinem Leben mit Hilfe der Sterbe-Organisation ein Ende setzen.» Erb, der Anfangs der 1970er Jahre mit seinen Reportagen von Bernhard Russis WM- und Olympia-Goldmedaillen selber Star-Status erlangte, hat in den letzten Jahren vor allem unter einer Augenerkrankung, einer sogenannten Makuladegeneration, gelitten. Weil er dadurch nahezu erblindet ist, hat der gebürtige Berner sein Eigenheim in Muralto TI kaum noch verlassen. Bis im letzten Frühling hat er in seinen eigenen vier Wänden mit speziellen Trainings-Methoden gegen seinen körperlichen Verfall angekämpft. «Ich schaue, dass ich pro Tage 1000 Schritte durch meine Wohnung mache. Und wenn ich im Fernseh-Sessel sitze, bewege ich zwei Bücher wie Hanteln – das ist mein Krafttraining», erklärte Erb im letzten Oktober.

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Karl Erb lebt nicht mehr.
Foto: KEY

Zuletzt hat Erbs Überlebenswille aber auch aufgrund des Leidens seiner Herzdame nachgelassen – seine Lebenspartnerin Elvira hatte einen schweren Schlaganfall. «Alt werden ist einfach ein riesen Seich», sagte Erb immer wieder. Vertraute hatten bereits zu Beginn dieser Woche gespürt, dass Erb die Nase von diesem «Seich» endgültig voll hat. Von einem seiner Freunde verabschiedete sich «Kari» am Montag am Telefon mit den Worten: «Das war jetzt unser letztes Gespräch, machs Gut.»

Zwei Tage später ist Erb im Beisein seiner Tochter und seiner Lebensgefährtin friedlich eingeschlafen. Was bleibt, sind unzählige Anekdoten vom grössten Pionier in der Schweizer TV-Sportgeschichte. Erb hat selber immer wieder gerne die Geschichte von der ersten Live-Übertragung der Lauberhorn-Abfahrt erzählt: «Offizielle Zwischenzeiten hat es damals noch nicht gegeben. Aber weil es beim Haneggschuss eine auffällige Tanne gab, habe ich immer meine mit der offiziellen Rennuhr synchronisierte Stoppuhr betätigt, sobald ein Fahrer diese Tanne passiert hat. Auf diese Weise konnte ich zumindest inoffizielle Zwischenzeiten durchgeben.»

Karl Erb, der beste Sprecher der Welt

Legendär ist auch die Geschichte, wie Erb als Ski-Reporter der Eiseskälte getrotzt hat. «Bei meinen ersten Einsätzen als Fernseh-Kommentator gab es bei den Skirennen noch keine geheizten Reporterkabinen. Oft habe ich von einer Strohballe im Zielraum aus kommentiert. Damit in dieser Kälte wenigstens die Füsse etwas Wärme abbekamen, stand ich in meinen Rucksack.»

Den Ritterschlag für seine Reporter-Einsätze hat Erb vor Jahren von Frankreichs Ski-Gott Jean Claude Killy erhalten. Der Abfahrts-Olympiasieger von 1968 signierte eine Autogrammkarte mit den Worten: «Pour Karl Erb, le meilleur Speaker du monde!» Für Karl Erb, der beste Sprecher der Welt. Diese Worte müssten auch in Erbs Grabstein gemeisselt werden.

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