Noch ist offen, ob und wo es 2022 eine Neuauflage der European Championships geben wird. Doch das Interesse an Mini-Olympia ist gross. Auch in der Schweiz.
Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl hat sich den neu geborenen Event in Berlin angeschaut. Andere Swiss-Olympic-Vertreter waren in Glasgow. Stahl ist vom Gesehenen begeistert. «Ich habe die ganzen Championships aufgesaugt, wie viele andere auch», sagt der SVP-Nationalrat.
Swiss Olympic führt nun Gespräche mit den diversen Verbänden über die European Championships in der Schweiz. Und man will auch Kontakt zu den Initianten um den Schweizer Marc Jörg treten.
Doch nach dem Walliser Nein zur Sittener Olympia-Kandidatur im Juni ist Stahl vorsichtig: «Wir diskutieren das ausführlich mit den Verbänden. Aber es ist zu früh für Konkretes und um in Euphorie auszubrechen.»
Auch alt Bundesrat Adolf Ogi steckt das Olympia-Nein in den Knochen. «Ich bin immer noch sehr enttäuscht, weil wir mit dem Nein zu Sion 2026 eine riesengrosse Chance vergeben haben. Denn wenn wir immer nur Nein sagen zu grossen Titelkämpfen in der Schweiz, werden wir als Sportnation immer schwächer werden», ist Ogi überzeugt.
Er sei deshalb ein «absoluter Befürworter einer Kandidatur» für Mini-Olympia. Am liebsten auf mehrere Städte verteilt. So müssten im Sinne der Nachhaltigkeit keine neuen Sportstätten gebaut werden. Denn eins ist klar für Ogi: «Man sollte auf bestehende Anlagen zurückgreifen.»
Die Bosse von betroffenen Verbänden würden Mini-Olympia in der Schweiz auch begrüssen. «Die Schweiz braucht wieder einmal einen grossen Sportanlass und könnte diesen auch durchführen. Es würde uns guttun», sagt Christian Stofer, Präsident des Ruderverbands. Und Thomas Peter, Chef Leistungssport bei Swiss Cycling, ergänzt: «Diese Multisport-EM ist ein sehr gutes Format. Und es ist ein Event, den auch die Schweiz packen kann.»
Schliesslich brauche es kein olympisches Dorf oder Ähnliches. Peter: «Wir haben die Stadien und die Hotels. Und die Verbände der diversen Sportarten organisieren sich selbst.»
Peter Bohnenblust, Geschäftsführer von Swiss Athletics, ist dagegen skeptisch: «Die Idee klingt tatsächlich schön. Sportlich sehr gerne, infrastrukturell wäre das aber extrem schwierig. Aus Swiss-Athletics-Sicht müssen wir die Trainings-Infrastruktur an vielen Orten verbessern. Das ist viel wichtiger, als eine teure Wettkampf-Infrastruktur zu realisieren.»
Und was sagen unsere Sportler? Turner Oliver Hegi: «Das wäre eine coole Sache für die Schweiz.» Triathletin Nicola Spirig: «Der Event in Glasgow war mega cool. Natürlich fände ich es super, wenn das in die Schweiz käme.» Mountainbikerin Jolanda Neff: «Das wäre für das ganze Land ein megalässiger Sommer-Anlass.»
Mitarbeit: Marcel W. Perren, Hans-Peter Hildbrand, Carl Schönenberger und Marc Ribolla