Sport-Dschungel im Pay-TV
Der Kunde wird gerupft

Haben Sie 2887.20 Franken im Jahr übrig? Dann dürfen Sie sich freuen – und können sich weiterhin die komplette Ladung Live-Sport im Pay-TV leisten. Alle anderen müssen sich die Rosinen rauspicken.
Publiziert: 18.08.2017 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:38 Uhr
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Wo gibts was zu sehen? Diese Fragen stellen sich die Sport-Fans momentan.
Foto: KEY
Emanuel Gisi

Egal, ob im Fussball, im ­Eishockey oder im Bogenschiessen – für den Sportfan ist es der erste Feiertag des Jahres: der Saisonstart. Die Pause ist vorbei, alle sind heiss auf die neue Spielzeit, noch hat niemand verloren.

Dieses Jahr ist das anders. Den Schweizer Sport-Aficionados rauchen die Köpfe. Der Grund: Die hiesigen Telekommunikationsriesen Swisscom und UPC haben bei der Jagd auf Kunden die exklusiven Sport-Rechte als Verkaufs­argument für ihre Bündel-Angebote entdeckt. Und machen damit den Sport-Fans das Leben schwer.

Super League bei Teleclub, Eishockey bei Mysports von UPC

Bisher war der Fall klar: Wer seinen Schweizer Lieblingsklub und seine Favoriten in der Bundesliga, die heute in die Saison startet, live sehen wollte, brauchte Teleclub via Swisscom-TV. Nur dort gabs alle Spiele in der Direktübertragung.

Nun hat sich die Swisscom mit Tochter Teleclub zwar die Super-League-Rechte weiter gesichert, dafür ist aber UPC mit seinem neuen MySports-Angebot neu im Besitz der Rechte fürs Schweizer Eishockey und den Grossteil der Bundesliga-Partien.

Und weil die Bosse der beiden Grossunternehmen derart bemüht sind, sich zu weigern, dem jeweils anderen die eigenen Rechte zur Ausstrahlung zur Verfügung zu stellen, gehen den Sport-Fans die Möglichkeiten aus.

Der Kunde muss blechen!

Für jemanden, der zum Beispiel Fan von YB (nur bei Teleclub alle Spiele live), des SCB (nur bei MySports live), von Bundesligist Borussia Dortmund (hauptsächlich bei My­Sports live oder via Sky-App für 19.90 Fr. pro Monat) und des FC Barcelona (nur bei Dazn) ist, gibt es drei Optionen: Auf einen oder mehrere Lieblingsklubs verzichten, ganz wegschauen – oder tief in die Tasche greifen.

Denn wer alles sehen will, muss bei zwei Anbietern einen Internet-Anschluss mitbuchen. Das macht 114 Franken für UPC inklusive My­Sports Pro, für Swisscom TV plus Teleclub im Abo 113.70 Franken und bei Streaming-­Anbieter Dazn monatlich 12.90 Franken für die exklusiven deutschsprachigen Übertragungen von Premier League und La Liga.

Macht im günstigsten Fall (mit jeweils langsamster Internetverbindung, ohne Vergünstigungs-Aktionen) pro Monat 240.60 Franken. Oder 2887.20 Franken im Jahr.

Die Saison mag für die Bundesligisten am Freitag und für die Hockey-Stars erst im September losgehen. Verloren hat trotzdem schon einer: der Kunde. Denn er wird gnadenlos gerupft.

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