Was in der Formel-1 oder im Fussball undenkbar ist, hat sich im alpinen Skisport in den letzten Monaten zur Normalität entwickelt. Die Rede ist von den Athletinnen und Athleten, welche Entscheidungen ihres Weltverbandes in den Wind schiessen.
Vor zehn Monaten hat die FIS Kitzbühel aus Austragungsort für die erste Team-Kombination im Weltcup auserkoren. Aber weil in diesem Format einige wunde Punkte erkannt wurden, wurde es nach erheblichem Widerstand der Athleten-Gewerkschaft aus dem Weltcup-Kalender gestrichen. Nahezu identisch verläuft das Drama um den Speed-Auftakt in Zermatt und Cervinia. Obwohl in den letzten beiden Jahren keines der acht geplanten Rennen auf der Zweiländer-Abfahrt (Start in der Schweiz, Ziel in Italien) ausgetragen werden konnte, hat sich FIS-Präsident Johan Eliasch bis vor ein paar Wochen deutlich für die Fortsetzung dieses Projektes ausgesprochen.
Aber nachdem die besten Abfahrer der Welt anlässlich von Sitzungen in Kvitfjell und Saalbach klargemacht haben, dass sie im kommenden November nicht mehr nach für einen neuerlichen Rennversuch nach Zermatt reisen wollen, ist der britisch-schwedische Milliardär umgekippt. Am Samstag hat der 62-Jährige die Trainer nach der letzten Mannschaftsführersitzung in Saalbach über das vorläufige Out der Matterhorn-Abfahrt informiert.
«Wer sich mit Julen anlegt, läuft gegen eine Granitwand!»
Doch diese Entscheidung könnte den Internationalen Ski-Verband richtig viel Geld kosten. Fakt ist: Der gewiefte Zermatter OK-Chef Franz Julen (65) hat mit der FIS ein Fünfjahresvertrag ausgehandelt. Nach diesem Vertragsbruch kann man davon ausgehen, dass Julen entsprechend hohe Forderungen stellt.
Der alte Trainer-Fuchs Karl Frehsner (84) sagte kürzlich zu Blick: «Ich kenne Franz Julen seit seiner Kindheit, weil ich für seinen Vater Martin gearbeitet habe. Deshalb weiss ich eines ganz genau: Wer sich mit Franz anlegt, läuft gegen eine Granitwand.» Der ältere Bruder von Riesenslalom-Olympiasieger Max Julen (63) und ehemalige Manager von Vreni Schneider und Pirmin Zurbriggen hat mehrmals betont, dass der Klimawandel Orten wie Zermatt aufgrund der Höhenlage in die Hände spielt und der Skisport Zermatt braucht.
Klar ist auch, dass Swiss Ski die Matterhorn-Abfahrt noch nicht zu Grabe tragen will. In der Verbandszentrale in Worblaufen existieren gemäss hochrangigen Mitarbeitern Pläne, wie der Weltcup auf der «Gran Becca» doch noch gerettet werden könnte. Diese sollen aber erst in ein paar Monaten öffentlich gemacht werden. Fortsetzung folgt.