Drei Siege in den letzten sechs Slaloms – Daniel Yule schaut auf den schönsten Monat seiner Karriere zurück. «Der Sieg in Adelboden war der emotionalste Moment» hält der Walliser fest. «Als die Nationalhymne gespielt wurde, habe ich gespürt, dass ganz viele Menschen in der Schweiz diesen Sieg mit mir teilen.» Prestigemässig komme aber nichts an seinen Triumph in Kitzbühel heran. «Das Hahnenkamm-Rennen ist sogar in Ländern, wo der Skisport ansonsten keinen grossen Stellenwert geniesst, ein Begriff» meint der Sohn von britischen Einwanderern. «Wenn ich in einem Pub in London erzähle, dass ich den Slalom in Madonna di Campiglo gewonnen habe, wird das dort kaum jemand interessieren. Aber wenn man erzählen kann, das man in Kitzbühel gewonnen hat, wissen sogar einige Engländer, was das bedeutet».
Geht Yule bald auch im Riesenslalom an den Start?
An diesem Wochenende wird der 26-Jährige im französischen Chamonix im Einsatz sein. Mit einem weiteren Top-Ergebnis könnte der erfolgreichste «Zick-Zacker» in der Schweizer Ski-Geschichte am Samstag seinen Rückstand auf Norwegens Henrik Kristoffersen in der Slalom-Gesamtwertung (57 Punkte) reduzieren. Und am Sonntag wird der offizielle FIS-Athletensprecher auch im Parallel-Riesenslalom an den Start gehen. Stellt sich die Frage: Wird Daniel bald auch einen klassischen Riesenslalom bestreiten? Fakt ist: Aufgrund seiner Erfolgsserie im Slalom könnte er im Riesen gleich nach den Top-30 starten.
Yule schüttelt trotzdem den Kopf: «Mein derzeitiges Riesenslalom-Potenzial würde vielleicht für den 25. Rang ausreichen, aber eine solche Klassierung bringt mir nicht viel.» Der blitzgescheite Champion, der im letzten Jahr sein Wirtschafts-Studium mit Auszeichnung abgeschlossen hat, legt nach: «Es gibt derzeit mit Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault weltweit nur zwei Athleten, die im Riesenslalom und Slalom Top sind. Und die beiden haben neben ihrem grossen Talent den Vorteil, dass ihnen mehr Trainings- und Regenerationszeit bleibt, weil sie dank ihres Sponsors jederzeit mit einem Jet fliegen können. Dieses Privileg habe ich nicht, deshalb bleibt mir zu wenig Zeit um mich seriös auf eine zweite Disziplin vorzubereiten.»