«Wünsche dir viele weitere Siege»
Marco Büchel schreibt Lara Gut-Behrami ganz persönlichen Brief

Lara Gut-Behrami war in dieser Ski-Saison das Mass aller Dinge. Das anerkennt auch die liechtensteinische Ski-Ikone Marco «Büxi» Büchel, der die Tessinerin in einem persönlichen Brief huldigt.
Publiziert: 01.04.2024 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2024 um 16:31 Uhr
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Marco Büchel ist begeistert von Lara Gut-Behrami
Foto: Sven Thomann
Marco Büchel (via Schweizer Illustrierte)

Liebe Lara,

Zunächst möchte ich Dir von ganzem Herzen zu einer unglaublichen Saison gratulieren. Obwohl ich Dir meine Glückwünsche bereits letzte Woche persönlich überbracht habe, ist es mir ein Bedürfnis, es hier noch einmal zu tun.

Es war ein wahrer Genuss, Dir bei jedem Rennen zuzusehen und mit Dir mitzufiebern. Deine Fähigkeit, Dich an die unterschiedlichsten Bedingungen anzupassen und sie zu meistern, war einfach beeindruckend. Ob steil, flach, eisig, weich, griffig, drehend, offen, sonnig oder schattig – Du hast jede Situation mit unendlicher Ruhe und perfekter Präzision gemeistert.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Blick+ Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Natürlich hat auch Dein Team um Deinen Vater Pauli einen grossen Anteil an Deinen Erfolgen. Auch wenn der Skirennsport oft als Einzelsport wahrgenommen wird, ist doch das Team hinter der Athletin und hinter dem Athleten entscheidend. Deines passt perfekt zu Dir und Deiner Herangehensweise an diesen grandiosen Sport.

Was mir besonders auffällt, ist der Unterschied zwischen Deinem Gewinn des Gesamtweltcups im Jahr 2016 und dieser Saison. Damals wie heute warst Du technisch brillant. Aber menschlich warst Du damals zugänglicher. Offener. Es schien, als ob Du auf dem Weg warst, das weibliche Pendant zu Roger Federer zu werden. Ich erinnere mich aber auch, wie sehr die Erwartungen und der immense Druck damals auf Dir lasteten.

Besonders deutlich wurde dies bei der Heim-WM 2017 in St. Moritz, als Du Dich leider verletzt hast. Dieses Erlebnis hat Dich sicher geprägt. Seither durfte ich Deine Rückkehr und jeden weiteren Schritt in Deiner Karriere mit grosser Aufmerksamkeit und Anerkennung verfolgen. Ich konnte beobachten, wie Du nicht nur sportlich, sondern auch persönlich gewachsen bist. Du hast aus Tiefpunkten gelernt und Dich weiterentwickelt.

Für meinen Geschmack kam Dein Comeback damals vielleicht etwas früh. Aber ich bewundere, wie konsequent Du an Dir gearbeitet hast, um Deine vielleicht grösste Schwäche zu überwinden – die Rutschphasen zu Beginn eines Schwunges. Dieser technische «Flaw» hatte sich in Deinem Unterbewusstsein festgesetzt. Ich weiss, wie mühsam und schwierig es ist, sich Automatismen abzugewöhnen. Aber ich konnte beobachten, wie die Rutschphasen immer weniger wurden und wenn, dann nur noch in Ausnahmesituationen auftraten. Ein Zeichen dafür, wie konsequent Du daran gearbeitet hast. Deine Erfolge zeigen, wie sehr sich diese harte Arbeit gelohnt hat.

Saison-Dominatorin Gut-Behrami lässt sich feiern
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Deine heute im Vergleich zu früher zurückhaltendere Art zeugt von Professionalität und Zielstrebigkeit. Du weisst, was Du zum Erfolg brauchst, und handelst danach.

Die Frage nach Deiner Zukunft im Skirennsport liegt nun vor Dir. Oder, wer weiss, vielleicht hast Du sie für Dich persönlich schon beantwortet? Vielleicht stehst Du am Höhepunkt Deiner Karriere und möchtest neue Wege gehen. Vielleicht siehst Du noch mehr Potenzial in Dir. Wie auch immer Deine Entscheidung ausfällt, sie wird die richtige sein. Du hast bereits alles erreicht, was es in diesem Sport zu erreichen gibt. Du musst Dir und anderen nichts mehr beweisen.

Natürlich wünsche ich mir, dass Du ein Teil dieses Sports bleibst und noch viele Siege und Medaillen gewinnst. Deshalb möchte ich Dir aus eigener Erfahrung als Ski-Pensionist noch etwas sagen: Nach Deinem Rücktritt kann es sein, dass Du das Gefühl der Freiheit, das Du nur bei einem Weltcuprennen erleben kannst, vielleicht vermisst. Die Gefühle am Start, das Adrenalin im Körper, die Nervosität und Anspannung, gefolgt von überwältigenden Emotionen nach der Zieldurchfahrt – das kann eine Lücke hinterlassen.

In diesem Sinne sende ich Dir liebe Grüsse und wünsche Dir alles Gute für Deine Zukunft, wohin sie Dich auch führen mag.

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Zittern war angesagt:Diese Fahrt reicht Gut-Behrami zur kleinen Kugel
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