Die drei grossen Wintersport-Weltmeisterschaften der FIS sind durch. Nimmt man die Medaillenspiegel von Freestyle-WM, Alpin-WM und Nordisch-WM zusammen, hat Swiss Ski 12 Medaillen gesammelt, davon fünfmal Gold. Nur Norwegen, Deutschland und die USA schneiden besser ab. «Das macht stolz», sagt Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann.
BLICK: Sind Sie zufrieden mit Rang 4 im kombinierten Medaillenspiegel?
Urs Lehmann (49): Absolut. Ich muss sagen, dass wir wirklich happy sein können. Die Schweiz kann zeigen, dass sie eine Wintersportnation ist. Entgegen dem, was man in den Medien lesen konnte.
Was meinen Sie?
Man musste in der einen oder
anderen Zeitung lesen, dass wir keine Wintersportnation seien. Das ist Quatsch. Die Athleten und Trainer haben in den letzten Wochen Fakten geliefert, um dem zu widersprechen. Viel besser kann man das nicht unterstreichen.
War die alpine WM denn gut?
Sie war gut. Aber nicht super gut, wie wir es etwa von St. Moritz
gewohnt waren oder auch von Olympia in Pyeongchang. Es war ein Bestätigen.
Es gab Kritik, die Alpin-Medaillen seien billig gewesen.
Für mich gibt es keine billigen Medaillen. Die Kombination ist rein vom sportlichen her das Gegenteil von billig, weil man Slalom und Abfahrt nach wie vor vereinen muss. Das Team wurde auch als billig hingestellt, aber daran habe ich extrem Freude. Das ist die Zukunft. Das sieht man über alle drei WM hinweg, dass immer mehr Team-Events kommen. Es ist einfach neu, man kennt es vielleicht noch nicht so. Wenn man auf die einzelnen Athleten im Parallelslalom schaut: Ramon Zenhäusern gewinnt, Wendy Holdener gehört absolut zu den drei besten. Es wird den Leistungen der Athleten nicht
gerecht, wenn man von billigen Medaillen spricht.
Die Nordisch-WM ging nun mit nur
einer Schweizer Medaille zu Ende.
Hier gefällt mir besonders das Ausrufezeichen im Skispringen von Killian Peier. Die Disziplin war eines der Sorgenkinder. Man hat sich immer gefragt: Was kommt nach Simon Ammann? Und jetzt kommt Killian. Er hat das nicht gestohlen, sondern war über die ganze WM top, bis zum letzten Sprung.
Es gibt aber auch Enttäuschungen.
Ich muss leider sagen, dass man hier die andere Seite sieht. Der Langlauf zum Beispiel. Das war solide bis sehr gut zum Teil. Aber wir haben keine Medaille. Da dürfte und müsste man für den Aufwand und dafür, was wir investiert haben in den letzten Jahren, ein bisschen mehr erwarten.
Die Freestyler heimsten am meisten Medaillen ein. Überrascht?
Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Da hätte es noch viel mehr geben können. Nehmen wir Skicross. Am Schluss macht Fanny Smith eine Medaille. Aber da sind von Sanna Lüdi und Alex Fiva noch zwei vierte Plätze. In der Halfpipe haben wir ein extrem breites Team, und einer schlägt immer zu. Und im Freeski-Bereich sowieso. Da ist für mich die Breite des Teams besonders gut zu sehen. Wenn einer nicht zuschlägt, dann kommt ein anderer. Das macht den Freestyle-Bereich so stark.
Wirkt sich das auch auf die Unterstützung der Freestyler aus? In den letzten Jahren sammelten diese Athleten oft die meisten Medaillen.
Im Freestyle-Bereich haben wir in den letzten Jahren einiges aufgebaut, da investieren wir seit Jahren überproportional viel. Es ist schön zu sehen, dass da etwas zurückkommt. Wir sind aber nicht auf dem Niveau der Alpinen. Und das wird auch so bleiben.
Wieso?
Alpin ist und bleibt das Aushängeschild. Es ist einfach so. Ich erinnere an 2013, das als Krisenjahr bezeichnet wird. Da habe der Skiverband alles falsch gemacht. Aber wir hatten da fünf Weltmeister! Genau wie jetzt. Aber wenn die Alpinen nicht stechen, können die anderen noch so gut sein, es kommt nicht zur Geltung.