Eigentlich ist es ja gut, dass die Schweizer Freeskier mittlerweile ihren eigenen Servicemann haben. Schlau wie sie sind, haben sie ihn bei den Skicrossern, die ihre WM-Rennen bereits hinter sich haben, ausgeliehen.
Das Problem: Der fängt morgens um 7 Uhr mit seiner Arbeit an und tut das direkt vor der Zimmertür des neuen Weltmeisters Fabian Bösch und seinen Kollegen. «Die Nacht nach meinem Big-Air-Sieg war darum ziemlich kurz», sagt Bösch am Tag beim Treffen mit BLICK. «Ich bin mit Medaillen-Zeremonie und Dopingkontrolle ziemlich spät ins Bett gekommen. Und um 7 Uhr früh war dann schon Schluss mit schlafen.»
«Snowboard-Weltmeister wäre auch nicht schlecht»
Aufgeweckt ist der 21-jährige Engelberger auch mit Schlafmangel, als er die Kehrseite seiner Medaille präsentiert. Es zeigt sich: Bösch hat tatsächlich die falsche Goldmedaille bekommen!
Da ist nämlich von den «World Snowboard Championships» die Rede. «Sie haben es gemerkt und meinem Trainer gesagt, aber da war es schon zu spät. Irgendwer hat sich da wohl vertan», sagt Bösch und lacht. «Jetzt muss ich sie dann irgendwann umtauschen. Wobei, Snowboard-Weltmeister wäre ja auch nicht so schlecht.»
Nicht einmal die doch ziemlich peinliche FIS-Panne bringt ihn also auf die Palme. Vielleicht ist es genau diese Entspanntheit, die ihn in den letzten Jahren davor bewahrt hat, an sich selbst zu zweifeln. Da zeigte er zwar regelmässig spektakuläre Tricks – nur positiv bewertet wurden sie von den Punktrichtern selten.
Zuletzt bei den X-Games, wo er in der Qualifikation hängen blieb. «Ich habe mich in den letzten zwei Jahren in Richtung akrobatischerer Sprünge entwickelt.» sagt er. «Die kann sonst niemand. Aber honoriert wurde das selten.» Warum er dabei blieb? «Irgendwie wollte ich zeigen, dass das meine Art ist, Ski zu fahren. Und dass die ziemlich cool ist. Das hat sich jetzt bezahlt gemacht.»
Mit Gibson-Foto zum Coiffeur
Bleibt noch eine Frage: Schafft nach dem Ski-Stil nun auch sein neuer Haarschnitt den Durchbruch? Bösch hoffts und erklärt: «An den X-Games konnte man sich gratis die Haare schneiden lassen. Weil ich grosser Fan der ‹Lethal Weapon›-Filme bin, bin ich mit einem Foto von Mel Gibson da rein und habe gesagt: ‹So soll das aussehen›.»
Auch wenn ihm Gibsons politische Positionierung nicht geheuer ist, den Leinwand-Helden der späten Achtziger huldigt er mit einem Augenzwinkern gerne: «MacGyver oder Mel Gibson – grosse Männer tragen die Haare vorne kurz und hinten lang.» Zu denen darf sich der 1,70 m lange Schweizer unter den Freeskiern spätestens jetzt auch zählen. Frisur hin oder her.