Marc Berthods schwerer Sturz nach einem Fahrfehler im obersten Teil der zweiten Europacup-Abfahrt vom Mittwoch in Davos hat viele geschockt. Erst recht nach den noch frischen Horror-Bildern vom Samstag aus Kitzbühel.
Auch im Schweizer Team gerieten im ersten Moment einige aus dem Häuschen. Zum Beispiel ein Servicemann: «Es kann ja nicht sein, dass bei einem Rennen im eigenen Land kein Schweizer Team-Arzt vor Ort ist», wettert er. Und spricht damit an, dass die österreichische Team-Ärztin die Erstversorgung des 32-jährigen Engadiners auf der Piste vornehmen musste. Erst Männer-Cheftrainer Tom Stauffer bringt gestern für BLICK Licht in die Geschichte. «Im ersten Moment habe auch ich geschäumt», sagt der doch eher ruhige Berner. Beim ersten Rennen vom Dienstag sei der Chef des Swiss-Ski-Ärzte-Teams Walter O. Frey noch selbst in Davos gewesen. Doch wegen seiner Arbeit in der eigenen Zürcher Klinik habe er frühzeitig nach Hause fahren müssen. «Vor seiner Abreise hat unser Doc für den Notfall aber alles perfekt organisiert und sich mit den Ärzten der anderen Teams abgesprochen», sagt Stauffer. Dazu muss man wissen, dass die meisten Ärzte, die für Swiss Ski bei den Rennen vor Ort sind, dafür Freitage oder Ferien opfern. Dies galt sogar für die Swiss-Ski-Ärztin am Wochenende in Kitzbühel. Engagements im Welt- oder Europacup sind nicht ihr eigentlicher hochbezahlter Job, sondern Leidenschaft und Freiwilligen-Arbeit.
Walter O. Frey als auch Tom Stauffer sind daher der österreichischen Teamärztin, die sich auf der Piste in Davos kompetent um Marc Berthod gekümmert hat, extrem dankbar. Denn bei Rippenbrüchen und einer Lungenquetschung, wie sie sich der Vater der beiden eineinhalbjährigen Zwillingsbuben Roc und Roby neben seiner Hirnerschütterung am Mittwoch zuzog, kann die Erstversorgung gar über Leben oder Tod entscheiden. Was, wenn die Lunge kollabiert oder von Rippenstücken zerstochen wird?
Da werden Erinnerungen an Marc Berthods Ski-Zwilling Dani Albrecht wach: Nach seinem Horror-Crash 2009 in Kitzbühel hing sein Leben nicht bloss wegen seines schweren Schädel-Hirntraumas an einem dünnen Faden, sondern vor allem wegen der beim Aufprall stark gequetschten Lunge.