Es steht ausser Zweifel, dass Österreich auch diesen Winter die Nationenwertung bei den Männern gewinnt. Unsere Ski-Erzrivalen haben mit 2798 Zählern über 800 Punkte Vorsprung auf Frankreich (1971). Die Schweiz kommt aktuell auf 1716 (4.).
Zudem gabs diese Saison schon acht Weltcup-Siege zu feiern für die Ösis, zuletzt ausgerechnet am Lauberhorn dank Hannes Reichelt.
Alles Friede, Freude, Eierkuchen also kurz vor der WM? Nicht ganz! Denn der ehemalige ÖSV-Männer Cheftrainer Toni Giger (51), von 1999 bis 2010 im Amt, kritisiert die Lage der Nation – vor allem in den technischen Disziplinen.
In den «Salzburger Nachrichten» sagt Giger, der heute Entwicklungsleiter im ÖSV ist: «Wir haben viel an Substanz verloren». Besonders im Riesenslalom und Slalom sei es schwierig geworden.
«2010 hatten wir noch doppelt so viele junge Slalomfahrer unter den Top 100 in den FIS-Ranglisten wie jetzt und im Riesen hatten wir vom Nachwuchs bis zum Weltcup ein Superteam», bemängelt Giger.
Und der Erfolgscoach der Ära Maier und Co. lobt auch seine Arbeit: «Ich lege schon Wert darauf, dass ich 2010 eine ungleich stärkere Mannschaft übergeben habe, als wir heute sehen.»
Zur Arbeit seines Nachfolgers Andi Puelacher sagt Giger: «Wohlfühlen ist ja grundsätzlich nicht schlecht, aber die Gefahr dabei ist, dass es so kuschelig und warm im Nest wird, dass man auf eine Weiterentwicklung vergisst.» Als einziger steche Überflieger Marcel Hirscher hervor.
Im Junioren-Bereich sei es an der letzten Junioren-WM schlimm gewesen. «Ein ÖSV-Team ist immer mit einem Mia-san-mia-Gefühl angetreten. Doch da war nichts mehr davon zu spüren», mäkelt Giger.
Schon im letzten Dezember kritisierten die Ex-Stars Stefan Eberharter und Michael Walchhofer ihre Kollegen. «Mir hat bei einigen der Wille gefehlt, schnellstmöglich unten sein zu wollen» so Walchhofer.
Dieses Wochenende können die Österreicher beim Heimrennen in Kitzbühel zeigen, dass sie im Slalom nicht nur auf Hirscher hoffen müssen (rib)