Der Lauberhorn-Zoff bewegt die Schweiz. Nachdem Swiss Ski den Abfahrtsklassiker für Januar 2022 aus dem Weltcup-Kalender streichen liess, regt sich nun sogar die Politik.
«Ich habe diese Entwicklung mit grosser Besorgnis verfolgt», sagt Lars Guggisberg, SVP-Nationalrat des Kantons Bern zu BLICK. «Ich habe deshalb einen offenen Brief verfasst, den wir heute Morgen an Urs Lehmann und Urs Näpflin verschickt haben.»
Swiss-Ski-Präsident Lehmann und der Lauberhorn-OK-Chef Näpflin streiten sich seit Jahren um Geld. Näpflin will für die Lauberhorn-Rennen mehr vom Kuchen der TV-Gelder. Swiss Ski will nicht mehr zahlen, ohne auch entsprechende Leistungen zu erhalten. Seit 2018 wird der Zoff sogar vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt, nachdem das Lauberhorn-OK die rechtlichen Schritte eingeleitet hat.
Und nun also bewegt sich die Schweizer Politik. Guggisberg hat innert kürzester zeit 19 Unterschriften für sein Schreiben erhalten. Darunter mehrheitlich Berner National- und Ständeräte sowie Alt Bundesrat Adolf Ogi.
Der Brief im Wortlaut:
«Sehr geehrte Herren Näpflin und Lehmann, Sehr geehrte Damen und Herren
Wir erlauben uns, Ihnen mit diesem Schreiben unsere Besorgnis über das mögliche Sterben der Lauberhornrennen zum Ausdruck zu bringen.
Die Rennen am Lauberhorn sind sportlich, gesellschaftlich und volkswirtschaftlich für unser Land von grösster Wichtigkeit. Mit ihrer weltweiten Ausstrahlung sind die Rennen für den Schweizer Sport, den Schweizer Tourismus, den Schweizer Skinachwuchs und die Schweizer Volkswirtschaft von unschätzbarem Wert. Es stehen Tausende Arbeitsplätze im Berner Oberland auf dem Spiel. Diesen seit 1930 bestehenden Traditionsanlass sterben zu lassen, wäre für die ganze Schweiz und vor allem für den Kanton Bern und die Region Berner Oberland fatal.
Wir fordern Sie eindringlich auf, sich noch einmal an den Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden, damit die Lauberhornrennen auch in Zukunft weiterhin stattfinden können. Für die Skination Schweiz ist das Sterben der Lauberhornrennen undenkbar. Wir setzen grosses Vertrauen in Sie und bitten Sie, alles daran zu setzen, dass das Undenkbare nicht eintritt. Selbstverständlich bieten wir Ihnen unsere Unterstützung an, um – falls gewünscht – zwischen den Parteien zu vermitteln.»
Den Brief unterzeichnen neben Ogi und Guggisberg unteranderem auch Hans Stöckli (Ständerat SP), AdrianAmstutz (ehem. Nationalrat SVP), Mathias Aebischer (Nationalrat SP), ChristaMarkwalder (Nationalrätin FDP), Albert Rösti (Nationalrat SVP) oder Christian Wasserfallen(Nationalrat FDP).
Bleibt zu hoffen, dass die Worte bei den Lauberhorn-Streithähnen Gehör finden. Denn eines ist allen klar: Einen Ski-Winter ohne den Berner Oberländer Klassiker will niemand.