Das Podest
1. Franjo von Allmen (Sz) 1:47,65
2. Vincent Kriechmayr (Ö) +0,10
3. Stefan Rogentin (Sz) +0,58
Das Rennen
Kurz vor 13 Uhr bebt das Lauberhorn. Topfavorit Marco Odermatt katapultiert sich aus dem Starthäuschen, er wird von oben bis unten von den Fans lautstark angefeuert. Doch seine Fahrt ist für einmal nicht so sauber. Viele kleine Fehler schleichen sich ein, die kosten Zeit. Im Vergleich mit Franjo von Allmen büsst Odermatt 1,04 Sekunden ein. Kein Podestplatz für ihn.
Und trotzdem strahlt ein Schweizer mit der Sonne um die Wette. Von Allmen feiert vor Heimpublikum seinen grossen Premierensieg. Mit Startnummer 3 zaubert der 23-jährige Berner eine Fahrt in den Schnee, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbeisst. Nur der Österreicher Vincent Kriechmayr kommt ihm gefährlich nahe – weil er in den letzten beiden Abschnitten fast vier Zehntel schneller fährt als von Allmen. Aber die oben eingehandelte Hypothek ist zu gross.
Hinter Kriechmayr jubelt ein zweiter Schweizer. Vor der Leistung von Stefan Rogentin muss man den Hut ziehen. Am Mittwoch im Ziel-S heftig gestürzt, musste er das zweite Training auslassen. Rücken und Fussgelenke schmerzen. Den Rennstart lässt er sich trotzdem nicht nehmen. Oben ist er schneller als von Allmen, erst untenraus fällt er zurück. Und wird Dritter. Angesichts der Vorgeschichte einfach nur stark.
Die weiteren Schweizer
7. Marco Odermatt +1,04
9. Alexis Monney +1,27
14. Justin Murisier +1,58
23. Loïc Meillard +2,08
28. Arnaud Boisset +2,28
35. Lars Rösti +2,66
Justin Murisier hat zuletzt den Riesenslalom in Adelboden ausgelassen, um sein Knie zu schonen. Ausgeruht zeigt er eine solide Fahrt. Für ganz nach vorne reichts nicht.
Letztmals hatte Loïc Meillard in Beaver Creek Anfang Dezember die langen Latten unter den Füssen. Er kann nicht verbergen, dass er nicht mehr so an sie gewöhnt ist. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass er sich in der hinteren Ranglistenregion einreiht.
Alexis Monney lässt an der einen oder anderen Stelle etwas gar viel Vorsicht walten. Trotzdem knackt er die Top 10. Ein gutes Resultat für ihn.
Anfang Dezember ist Arnaud Boisset heftig gestürzt. Seither fehle ihm das Selbstvertrauen, wie er sagt. Das kann er bei seinem Comeback nicht verbergen. Da fährt er deutlich mit Handbremse. Verdenken mag man ihm das nicht. Seine Leistung hat Respekt verdient. Und bringt ihm drei Weltcuppunkte.
Nicht auf Touren kommt Lars Rösti. Er handelt sich von den Schweizern den grössten Rückstand ein. Und verpasst als einziger die Punkteränge.
Die Stimmen gegenüber SRF
Franjo von Allmen: «Ich hatte heute ein sehr gutes Gefühl. Viele sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass ich das heute nach Hause bringe. Ich dachte, redet ihr nur. Der Plan war, ein bisschen auf Angriff, aber trotzdem sauber zu fahren. Als ich ins Ziel gekommen bin, wusste ich, es war eine einigermassen fehlerfreie Fahrt. Ziel-S habe ich instinktiv etwas rausgenommen. Da habe ich mich in der letzten Sekunde umentschieden. Beat Feuz hat mir gesagt, er habe auf mich gesetzt. Ich müsse zeigen, was ich könne. Das hat mir schon ein bisschen Druck aufgesetzt. Aber ich konnte standhalten. Ich hoffe, er setzt mich morgen wieder auf die Eins.»
Marco Odermatt: «Ich habe gespürt, dass es nicht gut war. Wieso dem so ist, weiss ich noch nicht. Es hat mich extrem viel verschlagen, ich war oft neben der Linie. Ich bin ein paarmal ein bisschen zu frech gefahren, habe auch das Kernen-S nicht so richtig getroffen. Dort hat es letztes Jahr perfekt gepasst, ich hätte die Verbreiterung nicht gebraucht. Aber so ist es jetzt, die Ausgangslage ist neu.»
Stefan Rogentin: «Es war eine mentale Sache. Klar, das eine oder andere spüre ich schon, es tut weh. Allerspätestens beim Hundschopf merkt man nichts mehr – wegen des Adrenalins. Um den Sturz zu verarbeiten, hatte ich mit einem Mentaltrainer Kontakt. Dafür habe ich anderthalb Stunden investiert.»
Das gab zu reden
Am 6. März 2022 wurde Marco Odermatt im Super-G von Kvitfjell (No) 28. Seither hat er sich in 19 Rennen nie mehr ausserhalb der Top 5 klassiert. Neunmal Erster, dreimal Zweiter, viermal Dritter, einmal Vierter und zweimal Fünfter lautet seine eindrückliche Bilanz. Nun bekommt diese Serie am Lauberhorn einen anderen Titel. Odermatt ist nicht 20 Mal in Serie in die Top 5 gefahren, sondern in die Top 7. Auch das eine mehr als beeindruckende Leistung.
Das gab zu reden II
Das Kernen-S wurde dieses Jahr angepasst. Dank einer Ausweiche haben die Fahrer einen knappen Meter mehr Platz bei der Einfahrt. Genau diese Passage wird dem Franzosen Sam Alphand zum Verhängnis. Er stürzt, verliert beim Aufprall in die Fangnetze beide Ski und knallt danach mit dem Rücken heftig auf die Piste. Das Rennen muss kurz unterbrochen werden. Zum Glück steht Alphand am Pistenrand – wenn auch mit Halskrause.
Das gab zu reden III
Letztes Jahr stürzte Alexis Pinturault im Super-G beim Silberhornsprung und verletzte sich schwer. Die Saison des Franzosen endete mit einem Kreuzbandriss und einer gebrochenen Hand. In diesem Jahr wurde der Kurs anders gesetzt, über den Silberhornsprung gehts erst am Samstag in der Abfahrt. Pinturault kehrt allerdings nicht zurück. Er lässt das Lauberhorn-Wochenende aus und fährt erst kommendes Wochenende in Kitzbühel (Ö) wieder.
Die Bedingungen
Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein sowie eine perfekt präparierte Piste. Besser könnten die Bedingungen für den Super-G nicht sein. Allerdings steigen die Temperaturen im Verlauf des Rennens über null Grad, die Wärme der Sonne macht die Piste etwas weicher. So hat sie auch ein paar Schläge mehr drin.
So gehts weiter
Nach dem Super-G ist vor der legendären Lauberhorn-Abfahrt. Diese steigt am Samstag um 12.30 Uhr. Das Wengen-Wochenende wird am Sonntag mit dem Slalom abgeschlossen.