Das Podest
1. Atle Lie McGrath (No) 1:45,94
2. Timon Haugan (No) +0,18
3. Henrik Kristoffersen (No) +0,29
Das Rennen
«Ich habe mich nicht wohlgefühlt», sagt Loïc Meillard nach dem 1. Lauf ins SRF-Mikrofon. Das zeigt sich auch in seiner Zeit. 1,75 Sekunden Rückstand und nur Platz 24 zur Halbzeit für ihn. Am Nachmittag sehen die Fans einen anderen Meillard, seine Fahrt ist viel flüssiger und auch schneller. Er geht deutlich in Führung und wehrt mit seiner Zeit einen Angriff nach dem anderen ab. Erst Timon Haugan, der 15. Fahrer nach ihm, kann ihn verdrängen. Trotzdem macht Meillard einen riesigen Sprung nach vorne – er verbessert sich um 19 Positionen auf den 5. Platz.
Unmittelbar vor ihm klassiert sich Tanguy Nef. Zur Halbzeit ist er als Dritter auf Podestkurs, diesen Platz kann er nicht ganz verteidigen. Er wird Vierter – sein bestes Weltcupresultat. Die Podestpremiere verpasst er um nur vier Hundertstel. Hinter dem Duo reiht sich mit Daniel Yule ein weiterer Schweizer ein.
Dass die Einheimischen nicht den totalen Triumph oder zumindest einen Podestplatz feiern können, liegt an einem Trio aus dem hohen Norden. Nach dem Riesenslalom in Sölden (Ö) feiern die Norweger den zweiten Dreifachsieg in diesem Winter. Atle Lie McGrath, der schon zur Halbzeit deutlich führt, lässt sich den Sieg nicht mehr nehmen. Er jubelt vor Timon Haugan und Henrik Kristoffersen. Für McGrath ist es der dritte Slalom-Sieg seiner Karriere. Die ersten beiden feierte er im März 2022.
Die weiteren Schweizer
25. Marc Rochat +1,86
Den 2. Lauf verpassen: 38. Luca Aerni (+2,46), 43. Ramon Zenhäusern (+3,07)
Als 29. schafft es Marc Rochat gerade noch so in den 2. Lauf. Der ganz grosse Angriff bleibt aus. Zwar setzt er sich zwischenzeitlich an die Spitze, wird von dieser aber umgehend wieder verdrängt. Weil danach die Konkurrenz teils patzt, schiebt er sich dennoch einige Ränge nach vorne. Und punktet zum zweiten Mal in dieser Saison.
Nächste Enttäuschung für Ramon Zenhäusern. Der Walliser Doppelmeter kommt von oben bis unten überhaupt nicht ins Fahren, handelt sich einen grossen Rückstand ein und verpasst zum fünften Mal in Folge den 2. Lauf (einmal durch Ausscheiden im 1. Lauf). Das ist ihm in seiner Karriere im Weltcup erst einmal passiert, allerdings saisonübergreifend. Zwischen Januar 2013 und Januar 2014 verpasste er sechsmal hintereinander die Top 30.
Mit Luca Aerni muss ein zweiter Einheimischer am Nachmittag mit der Zuschauerrolle vorliebnehmen. Er ist zwar eine halbe Sekunde schneller als Teamkollege Zenhäusern, am Ende fehlen aber auch ihm 38 Hundertstel auf die Top 30.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Tanguy Nef: «Man muss auch positiv sein, ich bin heute sehr gut gefahren, mit Herz und habe keinen grossen Fehler gemacht. Auf dem Podest zu landen, wäre natürlich cooler, aber die Norweger waren einfach ein bisschen besser. Natürlich war ich ein bisschen nervöser als in anderen Rennen, da ich diese Ausgangslage nicht so gut kannte.»
Daniel Yule: «Ich habe wieder zu viele Fehler gemacht, vor allem im 2. Lauf. Da war ich ein-, zweimal neben der Linie. Das Positive ist: Der Kampfgeist ist wieder da. Zwei Zehntel hinter dem Podest ist schon ärgerlich. Ich muss einfach die Fehler wegnehmen, dann mische ich wieder ganz vorne mit.»
Loïc Meillard: «Im 2. Lauf bin ich in den Rhythmus gekommen, das hat am Morgen nicht geklappt. Ich bin eine direktere Linie gefahren, das hat funktioniert. Ein bisschen Wut im Bauch war dabei, wenn man ums Podest fahren will und nur 24. ist. Nach diesem 1. Lauf kann ich zufrieden sein.»
Marc Rochat: «Enttäuscht bin ich nicht, aber auch nicht ganz zufrieden. Ich weiss, dass ich richtig schnell fahren kann. Aber auf den technischen Strecken habe ich etwas Mühe, die Pferde rauszulassen. Nach dem Saisonstart kann ich aber sagen, dass die Richtung stimmt.»
Das gab zu reden
Johannes Strolz bestreitet sein 100. Weltcuprennen, das 71. im Slalom. Grund zum Jubeln hat der 32-jährige Österreicher bei diesem Jubiläum nicht. Nach knapp einer halben Minute schlägt ihm eine Stange auf den Innenski, die Bindung geht auf und plötzlich hat Strolz nur noch eine Latte unter den Füssen. Er scheidet zum zweiten Mal in dieser Saison im 1. Lauf aus.
Das gab zu reden II
Unter der Woche ist es im italienischen Slalom-Team zum Knall gekommen. Trainer Simone Del Dio hat hingeschmissen. «Die Situation führt nicht zu den gewünschten Ergebnissen und so habe ich diese Entscheidung als notwendig erachtet», wird er bei «Race Ski Magazine» zitiert. «Das Vertrauen ist verloren gegangen und ich habe entschieden, Platz zu machen.» Die Italiener verlieren damit einen namhaften Trainer, der Italiener Alex Vinatzer gewann unter ihm WM-Bronze. Zwischenzeitlich war Del Dio bei den Franzosen engagiert und verhalf Clément Noël 2022 zu Olympia-Gold. In Wengen läufts den Italienern auch im ersten Rennen nach dem Knall nicht. Tobias Kastlunger ist als 30. der einzige, der es in den 2. Lauf schafft (wird am Ende 27.). Stefano Gross verpasst diesen um eine Hundertstelsekunde, Vinatzer büsst mit einer fehlerhaften Fahrt zu viel Zeit ein und Simon Maurberger scheidet aus.
Die Bedingungen
Der dritte Renntag in Wengen beginnt mit einem bewölkten Himmel. Erst zur Entscheidung am Nachmittag zeigt sich die Sonne. Die Piste ist in einem guten Zustand, auch wenn sie nicht so eisig ist wie in anderen Jahren. Dafür ist der Schnee ziemlich griffig.
So gehts weiter
Der nächste Klassiker steht vor der Tür: die Hahnenkammrennen in Kitzbühel (Ö). Das Programm beinhaltet einen Super-G (Freitag), die legendäre Abfahrt auf der Streif (Samstag) und zum Abschluss der Slalom am Ganslernhang (Sonntag).