Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:22,68
2. Franjo von Allmen (Sz) +0,37
3. Miha Hrobat (Sln) +0,57
Das Rennen
Kurz nach 13.30 Uhr bebt die Erde am Lauberhorn. Die Auslöser? Marco Odermatt und Franjo von Allmen. Die beiden zeigen nacheinander einen Traumlauf. Erst lässt Vortagessieger von Allmen die Menge toben, er verdrängt den Führenden Miha Hrobat um zwei Zehntel von der Spitze. Und kann danach nicht mal richtig auf dem Leaderthron Platz nehmen, als seine Zeit schon unterboten wird. Marco Odermatt fährt mit feiner Klinge und durchs Ziel-S auf der letzten Rille zum Sieg. Wie schon in Gröden jubelt er vor von Allmen.
Auch Hrobat darf sich freuen. Der Slowene fährt nach Beaver Creek zum zweiten Mal in seiner Karriere aufs Weltcuppodest. Mit der Nummer 1 eröffnet er das Rennen mit einem Paukenschlag. Hrobat pulverisiert den Streckenrekord. Über eine Sekunde ist er schneller als der Italiener Kristian Ghedina bei seinem Sieg 1997 (2:24,34). Am Ende des Tages ist er nicht der einzige, der diese Zeit unterbietet. Insgesamt gelingt das zehn Athleten. Der Rekord gehört neu logischerweise Odermatt. Und noch eine Marke knackt der Superstar: Gemeinsam mit Franz Klammer (71) und Beat Feuz (37) hält er nun mit drei Siegen den Weltcup-Rekord am Lauberhorn.
Die weiteren Schweizer
7. Justin Murisier +1,18
8. Lars Rösti +1,27
12. Stefan Rogentin +1,66
31. Marco Kohler +3,00
37. Arnaud Boisset +3,57
DSQ Alexis Monney
Am Freitag ist Stefan Rogentin als Dritter aufs Podest gefahren. In der Abfahrt kann er nicht ganz an dieses Resultat anknüpfen. Er büsst von oben bis unten Zeit ein. Dennoch verpasst er die Top 10 am Ende nur knapp.
Bevor Justin Murisier starten kann, muss er einige Minuten im Starthaus warten. Unmittelbar vor ihm stürzt Vincent Kriechmayr. Davon lässt sich Murisier nicht aus der Ruhe bringen. Er zeigt eine gute Fahrt, ist im Ziel entsprechend zufrieden, auch wenns nicht ganz fürs Podest reicht.
Sackstarker Auftritt von Lars Rösti. Mit der hohen Startnummer 37 fährt er in die Top 10. Und das zum ersten Mal in einer Weltcupabfahrt. Entsprechend gross ist die Freude bei ihm, er geniesst das Bad in der Menge.
Marco Kohler versöhnt sich mit Wengen. Vor einem Jahr hat er sich im Haneggschuss das Kreuzband gerissen. Auch in diesem Jahr gibts einen kurzen Schreckmoment in diesem Abschnitt, aber Kohler kommt durch. Und auch wenn er drei Sekunden auf Teamkollege Odermatt verliert und keine Punkte holt, darf er mit seiner Leistung zufrieden sein. Denn mental war das alles andere als einfach.
Alexis Monney sorgt für einen Schweizer Schreckmoment. Im Ziel-S wirds ganz heiss. Er schafft es zum Glück ohne Sturz durch, büsst in diesem Abschnitt aber viel Zeit ein. Weil er am letzten Tor einfädelt, zählt seine Zeit nicht. Er wird disqualifiziert. Ebenfalls ohne Punkte beendet Arnaud Boisset das Rennen. Er handelt sich einen zu grossen Rückstand ein.
Das gab zu reden
Niels Hintermann (Kvitfjell), Justin Murisier (Beaver Creek), Marco Odermatt (Gröden) und Alexis Monney (Bormio) – so heissen die Sieger der saisonübergreifend letzten vier Abfahrten. Und diese Serie geht am Lauberhorn weiter. Odermatt sorgt für den fünften Schweizer Sieg in Serie. Und nicht nur das: vierte Abfahrt in diesem Winter – vierter Schweizer Doppelsieg. Sensationell.
Das gab zu reden II
Vincent Kriechmayr hat am Freitag im Super-G den Sieg um eine Zehntelsekunde verpasst. Bei der Siegerehrung sprach der Österreicher davon, dass er in der Abfahrt zurückschlagen möchte. Kein Wunder, hat er sie doch schon zweimal (2019 und 2022) gewonnen. Seine Fahrt ist solide – bis zur Einfahrt ins Ziel-S. Dort wird Kriechmayr zusammengedrückt und stürzt heftig. Nach dem ersten Schock steht er zwar wieder und begibt sich selbständig in Richtung Ziel. Allerdings zieht er den rechten Ski nicht mehr an, belastet das Bein auch nicht mehr richtig. Im Ziel angekommen, ist er humpelnd zu sehen. Das sieht leider nicht gut aus.
Das gilt auch für Blaise Giezendanner. Im Gleiterstück Langentrejen kassiert der Franzose einen Zwick ins Knie, bremst ab und legt sich hin. Sofort zeigt er an, dass er Hilfe braucht. Er wird einige Minuten gepflegt, ehe er mit dem Helikopter abtransportiert wird.
Das gab zu reden III
Spektakel schon bevor der erste Athlet gestartet ist. Der Grund: die SRF-Kamerafahrt. Die beiden Schweizer Marc Berthod und Beat Feuz nehmen die Abfahrt gemeinsam mit dem Deutschen Felix Neureuther unter die Ski. Das Trio liefert spektakuläre Bilder und hat sichtlich Spass bei diesem Abenteuer.
Die Stimmen gegenüber SRF
Franjo von Allmen: «Der Moment, wo du mit Bestzeit ins Ziel fährst und die ganzen Schweizer Fahnen siehst – das ist unglaublich. Am Start blendest du die Fans komplett aus. Wenn du aus dem Starthaus rausfährst, bekommst du das Ambiente kurz mit, während der Fahrt merkst du nichts. Im Ziel ist es dann umso schöner. Nach dem Sieg im Super-G war es nicht so einfach, noch einmal den Fokus zu finden, aber ich wusste, ich muss niemandem mehr etwas beweisen.»
Marco Odermatt: «Vor der Startnummernauslosung dachte ich, die 13 wünscht man sich in Wengen nicht. Aber mit den Bedingungen hat sich das geändert. Am Ende muss man die Nummer immer nutzen, vor allem wenn man eine gute hat. 15 Sekunden vor meinem Start habe ich die Menschenmenge jubeln gehört, da wusste ich, Franjo führt und mit der Nummer noch was geht. Das gibt Vertrauen. Der Doppelsieg macht das Fest nachher umso besser. Ich glaube, Franjo muss ich nicht zeigen, wie man Party macht.» Zum vierten Doppelsieg: «Es funktioniert aktuell einfach alles, die Atmosphäre im Team ist super mit dem Staff und den Trainern. Glück ist auch dabei, denn man muss gesund bleiben. Wir und die ganze Ski-Schweiz müssen das einfach geniessen.»
Marco Kohler: «Der ganze Tag ist sehr gut gegangen. Im Ziel kommen die Emotionen. Es ist nicht alltäglich, dass man 3 Sekunden verliert und trotzdem alle zu einem kommen, gratulieren und sagen, dass man es gut gemacht hat. Es ist sehr speziell, es tut immer gut, wenn andere an einen denken. Und wenns nach einer solchen Leistung ist, die nicht herausragend, aber für mich erfolgreich ist, ist es schön, wenn die anderen das wertschätzen. Für die Versöhnung hat es viel Arbeit gebraucht – in der Reha wie mental. Sicher ist es speziell, vor allem wenn vor einem noch ein Startstopp ist. Das war fast die grössere Herausforderung für mich.»
Stefan Rogentin: «Es war nicht mehr so viel Power im System. Die letzten Tage haben viel Energie gekostet. Deswegen habe ich versucht, die Energie einzuteilen. Beim Hundschopf hab ich brutal viel Zeit verloren, ansonsten wars okay. Nach meinem Trainingssturz kann ich von Glück reden, dass ich überhaupt fahren konnte.»
Die Bedingungen
Am Morgen hat der Guggiföhn das Lauberhorn fest im Griff. Mit Windspitzen bis zu 150 km/h weht er vor allem ganz oben über die Piste. Die Folge: Trotz wolkenlosem Himmel und Sonnenschein muss die Besichtigung verschoben werden. Denn der Sessellift, der die Athleten zum Start bringt, steht zwischenzeitlich still. Deswegen haben die Fahrer nur 30 Minuten Zeit für die Besichtigung. Weil anschliessend noch etwas an der Startkurve gearbeitet werden muss, wird die Startzeit um 15 Minuten nach hinten verschoben. Bis um 12.45 Uhr ist der Wind passé, das Rennen geht wie schon der Super-G am Freitag bei wunderschönem Wetter über die Bühne.
So gehts weiter
Zum Abschluss des Wengen-Wochenendes steht am Sonntag noch der Slalom auf dem Programm. Danach geht die Reise für die Athleten weiter nach Kitzbühel (Ö). Dort finden nächste Woche von Freitag bis Sonntag wieder ein Super-G, eine Abfahrt und ein Slalom statt.