Shiffrin verteidigt Slalom-Weltmeistertitel
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Holdener geschlagen:Shiffrin verteidigt Slalom-Weltmeistertitel

Wendys Eltern zum Slalom-Drama
«Das zu verdauen, wird nicht einfach»

Im Slalom klappte es nicht. Aber: Wendy Holdener reist mit zweimal Gold aus Are ab. Ihre Eltern ziehen Bilanz. Und erzählen von früher: Warum Wendy auch hätte Robin heissen können, weshalb sie im Europapark betrügen wollte und welcher der schönste Karriere-Moment war.
Publiziert: 17.02.2019 um 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2019 um 10:39 Uhr
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Daniela Holdener kanns im Zielraum kaum fassen, ihre Wendy ist im WM-Slalom geschlagen.
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann aus Are

BLICK: Daniela und Martin Holdener, was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Tochter im Slalom diesen grossen Fehler machte?

Daniela: Im ersten Augenblick habe ich es gar nicht verstanden, was passiert war. Als Wendy dann zurücklief und weiterfuhr, habe ich einfach zugeschaut, bis sie im Ziel war.
Martin: Es war ja kein klassischer Fehler. Sie kam auch gut in den Lauf hinein, doch dann war der Aussenski plötzlich weg.
Daniela: Wir waren überzeugt, dass sie es runterbringen würde. Aber es müssen halt immer zwei Läufe gefahren werden. Es ist so schnell passiert. So ist es jetzt halt.

Hätte Wendy etwas vorsichtiger beginnen sollen, um besser in den Lauf zu kommen?

Martin: Nein. Bei einer solchen Ausgangslage gibt es nur eins: 
Angreifen. Sie wusste, dass alle so nahe zusammen sind.

Sie fuhr den Lauf zu Ende, während unten Shiffrin, Swenn-Larsson und Vlhova schon feierten.

Martin: Das muss sehr hart gewesen sein.
Daniela: Ich hätte Wendy am liebsten sofort in den Arm genommen. Mir tut sie so leid.

Hier kämpft Wendy mit ihren Emotionen
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Nach Slalom-Enttäuschung:Hier kämpft Wendy mit ihren Emotionen

Mussten Sie weinen?

Daniela: Ja. Aber wir sind überhaupt nicht von Wendy enttäuscht.
Martin: Sie hat ja alles versucht. Solche Dinge kommen vor. Shiffrin hat erneut gewonnen. Für uns aber ist und bleibt Wendy die Nummer 1.

Wie lange wird Wendy brauchen, um diese Enttäuschung zu verdauen?

Daniela: Gute Frage ...
Martin: Wahrscheinlich ist es schon nicht so einfach.

Sie nimmt trotzdem zwei Goldmedaillen mit nach Hause.

Daniela: Wahrscheinlich hat sie das noch gar nicht richtig realisieren können. Sie hatte ja einen Termin und ein Rennen nach dem 
anderen.
Martin: Irgendwann wird Wendy verstehen, was sie erreicht hat. Und diesen Slalom abhaken. Sie schafft das schon.
Daniela: Es bleibt eine super WM.

Lassen Sie uns über früher sprechen. Sie haben erst bei Wendys Geburt 1993 erfahren, dass es ein Mädchen ist. Wäre es ein Junge gewesen, hätten Sie ihn Robin genannt. Stimmt das?

Martin: Warum wir Robin wählten, weiss ich nicht einmal mehr. Uns gefiel der Name einfach.
Daniela: Ich war überzeugt, dass es einen Buben geben würde.

Weil Sie mit Steve und Kevin schon zwei hatten?

Daniela: Ja. Irgendwo hatten wir im Vorfeld den Namen Wendy gelesen. Kurz und bündig, er gefiel uns.

Gibt es eine Erinnerung aus 
Wendys Kindheit, bei der Sie ­sagen würden: typisch!

Martin: Im Europapark in Rust gibts Grössenkontrollen bei den Bahnen. Oft dürfen kleine Kinder dann nicht rein. Wendy aber wollte auf jede Bahn. Sie plante, höhere Schuhe anzuziehen.
Daniela: Das haben wir ihr dann ausgeredet. Aber so war sie einfach, sie eiferte ihren Brüdern immer nach und wollte sich nicht lumpen lassen.

Hatte sie keine Angst vor den harten Achterbahnen?

Daniela: Nein, Wendy kannte keine Angst. Steve ist fünf Jahre älter und Kevin drei. Wenn sie vom Dreimeter-Brett in der Badi sprangen, flog 
Wendy hinterher. Wenn sie etwas im Kopf hatte, zog sie es durch. Sie hatte auf den Ski auch nie Angst vor Geschwindigkeit oder von Schanzen.

Wendy fuhr in Are auch die Abfahrts-trainings und den Super-G. Haben Sie Angst, wenn Wendy Speed-Rennen 
fährt?

Martin: Nein. Es kann auch im Riesen was passieren.
Daniela: Ich auch nicht. Wir hatten als Eltern nie Angst. Wir sagen uns: Sie hat einen Schutzengel dabei. Klar, ich bin bei einer Abfahrt nervöser als vor einem Slalom. Aber Wendy kann auch das – sie hat es ja in Are bewiesen.

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Haben Sie Ihre goldenen Glückssocken auch in Are getragen, 
Daniela?

Daniela: Immer. Ich habe zwei ­Paare, konnte sie also schon waschen (schmunzelt).

Sie werden auch am Dienstag in Stockholm mit-fiebern und danach 
in Crans Montana. Wie machen Sie es, wenn Sie mal nicht vor Ort sein können?

Daniela: Eine ­gesegnete Kerze brennt immer. Sind wir bei Kollegen oder den Eltern, nehmen wir sie mit. Und auch wenn ich bei der Arbeit bin und nicht schauen kann, zünde ich sie an. Sie soll Wendy Schutz und Glück bringen.

Wendy hat im Necessaire immer Fläschchen mit Weihwasser ­dabei. Sie sagt, so spürt sie 
auch Ihre Nähe.

Martin: Ich habe es ihr mitgegeben und gesagt: «Schaden tuts nicht.» (Schmunzelt.) Im Ernst: Ich glaube, dass es Wendy Kraft gibt. Ich bin nicht extrem religiös, aber gehe oft in die Kirche. Das tut mir gut, gibt mir Ruhe. Auch ich habe immer Weihwasser daheim.

Vor einem Jahr weinte Wendy 
in der Lenzerheide vor laufender Kamera. Der grosse Druck 
setzte ihr zu. Wie haben Sie 
das erlebt?

Daniela: Wir haben das erst im Auto erfahren. Ich dachte: Ou, ou, ou ... Aber das ist Wendy, sie verstellt sich nicht. So wie wir sie kennen, ist sie auch in der Öffentlichkeit.

Wendy sagte einst, dass sie ­gerne mehr Selbstvertrauen ­hätte. Hat sich das verändert?

Daniela: Das ist ein Prozess. Ich sagte ihr auch schon: «Wendy, du weisst doch, was du kannst!» Sie ist sicher reifer geworden. Darum bin ich auch überzeugt, dass sie jetzt schnell wieder aufstehen wird.

Im Umkehrschluss denkt sie nicht: «Ich bin die Königin!»

Martin: Genau. Das war auch früher daheim schon so. Sie ist enorm ehrgeizig. Das treibt sie an.

Haben Sie ein Beispiel aus dem Alltag?

Martin: Es gab Tage, da kam Wendy nicht dazu, ihre Dehnübungen zu machen, weil sie zu viel um die Ohren hatte. Und was machte sie? Sie nahm spätabends ihre Matte ins Wohnzimmer und dehnte.

War sie immer so diszipliniert?

Daniela: Ja. Ich habe auch schon gesagt: «Wendy, wenn du heute nicht dazu kommst, kannst du es ja auch morgen tun.» Da sagte sie: «Mami, darüber diskutiere ich nicht!» Ich war dann ruhig.
Martin: Vorletztes Jahr fragte sie mich: «Ich geh eine Stunde Velo fahren, kommst du auch mit?» Es regnete in Strömen. Ich meinte, sie könne ja auf den Hometrainer im Wohnzimmer. Wendy ging aber nach draussen und fuhr im Regen davon.

Braucht sie die körperliche Betätigung?

Daniela: Würde Wendy mehrere Tage nichts tun, würde sie kribbelig, wäre nicht zufrieden. Sie ist sich Bewegung gewohnt.

Welcher war für Sie der schönste Moment in Wendys Karriere?

Martin: Der Kombi-Sieg in St. Moritz. Oder das Silber im Slalom. Weil da der Druck so gross war – alle erwarteten eine Medaille.
Daniela: Die Siegerehrung bei Olympia war auch schön. Aber 
anders, viel ruhiger.

Was wünschen Sie Wendy ausser Gesundheit?

Daniela: Dass sie zufrieden ist und ihre Ziele erreicht.
Martin: Sportlicher Erfolg ist sicher schön, aber es gibt Wichtigeres. Das hat sie in ihrem Leben erfahren.

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