Klaus Mayrhofer. Diesen Namen werden die Schweizer Ski-Fans im nächsten Winter oft hören. Der 47-jährige Österreicher ist der neue Coach von Wendy Holdener (26). Und er hat viel vor. «Unser Ziel muss es sein, um die Slalom-Kugel mitzufahren. Ich bin überzeugt, dass Wendy sie gewinnen kann», so Mayrhofer.
Alleine diese Aussage macht deutlich, wie viel er von der Schwyzerin hält. Schliesslich dominiert US-Star Mikaela Shiffrin (25) die Disziplin seit Jahren. Die Überfliegerin hamsterte sechs der letzten acht möglichen Kristallkugeln, nur zwei gingen ihr durch die Lappen – 2013 wegen einer Verletzung und zuletzt wegen der Pause nach dem Tod ihres Vaters Jeff. «Wendy hat die Möglichkeit, Shiffrin im Slalom anzugreifen», behauptet Mayrhofer.
«Habe ein sehr gutes Bauchgefühl»
Der Mann, der zuletzt vor allem Eva-Maria Brem (31) betreute, kennt Holdener seit Jahren. «Sie ist sehr ehrgeizig und zielstrebig. Es gefällt mir, mit Leuten zu arbeiten, die bereit sind, den harten Weg zu gehen», so Mayrhofer. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin gibt das Lob zurück: «Klaus ist ein super Typ. Ich habe ein sehr gutes Bauchgefühl.» Ein grosses Ziel Holdeners bleibt der erste Sieg in einem Spezialslalom. Nach insgesamt 24 Weltcup-Podestplätzen ist er längst fällig.
«Es geht bei Wendy, die ihr Können schon so oft unter Beweis gestellt hat und schon viele Jahre an der Weltspitze mitmischt, darum, Siege einzufahren. Da entsteht natürlich Druck. Es ist gut, sich Ziele zu setzen und zu siegen. Das ist das Ziel eines jeden Athleten, auch für Wendy.»
«Bin ein sehr grosser Tüftler»
Ob die Zusammenarbeit zwischen Holdener und Mayrhofer Früchte tragen wird? Sicher ist: Beide haben die gleiche Ski-Wellenlänge, sie sind akribische Arbeiter. «Stimmt, ich bin ein sehr grosser Tüftler», bestätigt Mayrhofer. «In puncto Dynamik kann ihr auf den Skis sowieso keine etwas vormachen. Arbeiten werden wir an skitechnischen Feinheiten», verrät Mayrhofer. Er sagt auch, dass Wendy bei ihren Rennen Gas gibt und riskiert. Das muss man auch, um zu gewinnen.
Für den totalen Angriff mit kontrolliertem Risiko durch hohe Stabilität, braucht Holdener Schneetrainings – diese sind in Planung. Doch auch ohne Ski an den Füssen ist schon jetzt viel möglich. Längst konferiert Holdener wöchentlich mit ihrem neuen Coach – meistens via Skype. «Wir analysieren dabei Fahrten der letzten Jahre, um zu sehen, woran wir arbeiten müssen», so Mayrhofer.
«Entscheidend ist die mentale Stärke»
Dass der psychologische Aspekt im Ski-Zirkus eine wichtige Rolle spielt, weiss Mayrhofer nur allzu genau. «Technik, Material, Fitness. Alles ist wichtig. Entscheidend ist schlussendlich aber die mentale Stärke. Es ist am Ende wie bei einer Prüfung in der Schule. Wenn ich genügend gelernt und geübt habe, gehe ich locker an die Sache heran», meint Mayrhofer, der zusätzlich zu all den Trainerausbildungen auch Mathematik, Sport und Sportwissenschaften auf Lehramt studiert hat. «Deshalb ist die optimale Vorbereitung auch so wichtig.»
Man merkt sofort: Mayrhofer ist überzeugt, dass Holdener optimistisch in die Saison starten kann. Das ist ein gutes Omen für den nächsten Winter.