Wegen Schwangerschafts-Baum
Russi muss seine Strecke ändern

Bernhard Russi zeigt BLICK seine Olympia-Strecke in Südkorea. Diese sieht wegen einem «magischen Baum» anders aus als geplant.
Publiziert: 03.02.2016 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 22:25 Uhr
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Bernhard Russi musste nicht selten improvisieren.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Jeongseon

Bernhard Russi steht auf knapp 1400 Meter über Meer am Start von seinem jüngsten Meisterstück als FIS-Pistenbauer. Der BLICK-SkiExperte blickt zufrieden hinunter auf seine neue Olympia-Abfahrt, die mit vier weiten Sprüngen und zahlreichen Wellen viel Spektakel verspricht.

«Beim Bau dieser Piste musste ich ein paarmal besonders hart kämpfen», seufzt Russi und denkt zurück an seinen allerersten Besuch in Jeongseon am 20. August 2001: «Das war just an meinem 53. Geburtstag. Da hätte ich mich beim Versuch, die Linie für den Bau der neuen Piste zu markieren, aufgrund der vielen Bäume fast verlaufen.»

Unzählige Bäume sind hier in der Zwischenzeit gefallen, doch ein ganz besonderes Exemplar hat sogar den Plänen für die Olympischen Spiele 2018 standgehalten. Die Rede ist vom ­«Magic Tree» im unteren Streckenabschnitt. «Meine ursprüngliche Ideallinie für diese Abfahrt ging genau durch diesen Baum», gesteht Russi. «Aber dann haben mir die Einheimischen erzählt, dass schon viele Frauen, die keine Kinder bekommen konnten, nach dem Besuch bei diesem Baum schwanger wurden. Auch deshalb bin ich von meinem ursprünglichen Streckenplan abgewichen ...»

Wirkliche Probleme haben Russi die mangelnden Fremdsprachenkenntnisse von vielen Mitarbeitern bereitet. «Weil hier die meisten ausschliesslich ­koreanisch reden, musste ich meine ­Gedanken auf Englisch an Dolmetscher transportieren, die wiederum keine Ahnung von Ski hatten.»

Das führte zu einem grossen Missverständnis bei der Traverse kurz nach dem Start. «Die Koreaner, die ihre Skipisten normalerweise wie Autobahnen bauen, konnten von Anfang an nicht verstehen, dass ich diesen natürlichen Schräghang nicht plattwalzen wollte. Ich habe ihnen dann gesagt, dass sie den Grat dieser Traverse leicht brechen sollen, damit wir mit der Maschine drüber fahren können. Dummerweise habe ich noch angefügt, dass das wie eine fünf Meter lange Strasse aussehen würde. Das haben sie als Befehl verstanden und haben mir eine Strasse in die Traverse gebaut.»

Didier Défago, der am Dienstag als erster Testfahrer über die Strecke durfte, ist trotzdem begeistert vom Endergebnis. «Es geht hier ähnlich zur Sache wie in Beaver Creek. Es ist zwar nicht ganz so steil, aber man ist mindestens so lange in der Luft wie auf der Birds of Prey», meinte der Abfahrts-Olympiasieger von Vancouver.

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