Steiners Wohnung in Konolfingen ist mit sehr viel Edelmetall dekoriert: 2013 gewann der 27-jährige Sanitär-Monteur bei der Gehörlosen-WM Gold in Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und in der Kombination. Und im letzten Winter triumphierte er bei den Deaflympics (Olympia für Hörbehinderte) mit Abfahrtsgold. Als Highlight seiner Karriere bezeichnet der Emmentaler aber etwas, für das er keine Medaille bekommt: «Ich bin in diesem Jahr zum dritten Mal als Vorfahrer am Lauberhorn dabei. Das ist für mich als Hobby-Sportler mit so vielen Stars auf dieser selektiven Piste das Allergrösste.»
Betreut wird Steiner bei diesem Einsatz von Trainer-Legende Karl Frehsner. Der «Eiserne Karl» schmelzt beinahe vor sich hin, wenn er über seinen speziellen Schützling spricht: «Ich habe grössten Respekt vor Philipps Leistung. Das Gehör wäre beim Skifahren besonders wichtig, um das Gleichgewicht zu finden. Philipp fährt trotz diesem Handicap sehr gut.»
Weil Steiner mit einer Schangnauerin liiert war, ist er dem gleichen Skiclub beigetreten wie der Lauberhorn-Sieger von 2012, Beat Feuz. Und der Kugelblitz ist von Philipps Leistung genauso beeindruckt wie Frehsner: «Für mich ist es absolut unvorstellbar, wie man ohne zu hören das Lauberhorn hinunterdonnern kann. Dabei verliert er auf uns im Schnitt pro Fahrt nicht mehr als sieben Sekunden. Ich habe hier im Training auch schon fünfeinhalb Sekunden auf die Bestzeit eingebüsst und hatte das Gefühl, ganz gut gefahren zu sein...»
Philipp, der am Start und im Ziel Betreuer hat, welche die Gebärdensprache beherrschen, lächelt: «Weil ich gehörlos auf die Welt gekommen bin, kenne ich nichts anderes. Ich weiss nicht, ob ich besser Ski fahren könnte, wenn ich hören würde.»
Steiner geht übrigens seit letztem Winter mit einem Renndress von Carlo Janka an den Start. «Weil Carlo schon immer besonders nett war zu mir und wir ungefähr gleich gross sind, habe ich ihn vor den Deaflympics gefragt, ob er mir einen schnellen Anzug ausleihen könnte. Er hat mir seinen Dress dann sogar geschenkt.»