Wen man auch fragt, wer denn heute die grosse Favoritin sei, die Antwort ist immer dieselbe: «Lara Gut!» Das sagt ein Experte wie Michael Bont genauso wie die Speed-Queen Lindsey Vonn höchst persönlich. Doch Lara will die Last nicht alleine Schultern:
«In Lake Louise wäre die Sache klar: Lindsey wäre die Top-Favoritin. Aber hier sind wir bloss einmal gefahren. Klar habe ich zweimal gewonnen. Aber ich war nicht allein auf dem Podest. Auch andere Fahrerinnen können hier schnell sein.»
Einen Seitenhieb Richtung Vonn kann sich Lara Gut (23) nicht verkneifen: «Wenn Lindsey sagt, ich sei die Top-Favoritin, dann ist das taktisch. Sie sagt das nur, um selbst nicht in dieser Rolle zu stecken.»
«Bloss Ski fahren»
Nachdem das Duell mit US-Speed-Queen Vonn vor anderthalb Wochen blutig endete für Lara, bläst die Schweizerin nun zum verbalen Gegenangriff.
Als Lara im Dezember 2013 Abfahrt und Super-G bei der WM-Hauptprobe gewann, war Lindsey verletzungsbedingt nicht dabei. Dafür konnte die Amerikanerin mit ihren Teamkolleginnen nach Silvester vier Tage auf der «Raptor» trainieren. US-Speedchef Stefan Abplanalp meinte danach, sie habe sich in diesen Tagen «mit der Strecke verlobt».
Als BLICK Lara mit dieser Aussage konfrontiert und fragt, was sie denn für ein Verhältnis mit der Strecke habe, sagt sie knapp: «Mir gefällt sie.» Inwiefern denn?
«Sie ist schwierig, sie ist steil, sie ist schön. Wenn Lindsey sich verliebt hat, dann gut. Aber wir müssen letztlich bloss Ski fahren auf dieser Piste.» Schon wieder ein Giftpfeil.
Es wird ein richtig heisser Kampf zwischen den beiden. Umso mehr, als diese Strecke kaum Zeit zum Denken lässt. Sobald die Fahrerinnen nach rund 20 Sekunden in die steilen Passagen einbiegen, regiert der Instinkt. Wer wird zur Killerin?
Gewiss, Lara und Lindsey sind nicht die Einzigen, die hier gewinnen können. Anna Fenninger, Tina Maze, Elisabeth Görgl oder Tina Weirather werden auch ein Wörtchen mitreden. Doch der Weg zu Gold führt über die Lokal-Matadorin und die Schweizer Herausforderin. Sollte die Sicht heute gut sein, wird es ganz schwer, die beiden von der Spitze zu verdrängen.