Darum gehts
- Schweizer Speed-Team der Frauen kämpft mit unterschiedlichen Problemen vor Speed-Triplette
- Joana Hählen ringt mit Kreuzbandverletzungen und drohendem Kaderstatus-Entzug
- Fünf Athletinnen im Alter von 21 bis 33 Jahren stehen vor Herausforderungen
Lara Gut-Behrami (33)? Ist wie eh und je ein sicherer Wert. Corinne Suter (30)? Zeigt einen guten Comeback-Winter. Und Malorie Blanc (21)? Fährt so erfrischend, wie sie auch neben der Piste ist. Dennoch herrscht im Schweizer Speed-Team der Frauen längst nicht nur Sonnenschein. Vor der Triplette in La Thuile (It) kämpfen gleich fünf Athletinnen mit ganz unterschiedlichen Problemen.
Joana Hählen (33): Kaputte Kreuzbänder, wenig Vertrauen
Im linken Knie ist das vordere Kreuzband seit sieben, im rechten Knie seit einem Jahr gerissen. Für Hählen zu viel des Schlechten? Es scheint so. Die Bernerin aus Lenk BE kämpft gegen Schmerzen und fehlendes Vertrauen, nur einen einzigen Abfahrtspunkt holte sie in diesem Winter. Immerhin: Im Super-G waren es deren 30 – um sich für den Weltcup-Final in Sun Valley (USA) zu qualifizieren, muss Hählen noch vier Fahrerinnen überholen. Der Grund: Nur die Top 25 pro Disziplinenwertung dürfen starten, dazu kommen die Athletinnen mit über 500 Weltcup-Punkten und die Junioren-Weltmeisterinnen.
Für Hählen gehts in La Thuile sowieso um mehr – vielleicht sogar um ihre Karriere. Denn: Bei den Swiss-Ski-Selektionen im Frühling droht ihr der Entzug des Kaderstatus. Ohne diesen müsste sie für das Training im Sommer und Herbst tief in die eigene Tasche greifen. Trainer, Physio, Auto, Hotels, Reisen, Servicemann – es würden heftige Kosten auf sie zukommen.
Michelle Gisin (31): Absturz und zwei offene Fragen
26., 25., 42., 27., 25., 43. – das sind die Plätze, auf denen Gisin in den letzten sechs Rennen landete. Sie lesen sich für die Frau, die jahrelang in der erweiterten Weltspitze fuhr, wie ein Alptraum. Die Engelbergerin befindet sich in einer sportlichen Sinnkrise. Auch der Verzicht auf den Slalom (endgültig) und auf den Riesenslalom (temporär) brachte nicht den erhofften Erfolg.
Immerhin: Sowohl in der Abfahrt (22.) als auch im Super-G (25.) wäre Gisin derzeit für den Weltcup-Final in Sun Valley qualifiziert. Die Frage stellt sich, ob die zweifache Kombi-Olympiasiegerin wieder jene Freude am Sport finden wird, die sie stets auszeichnete. Wenn nicht, ist gar ein Rücktritt möglich. Eine andere Option: Die Salomon-Pilotin (sie hat noch Vertrag bis 2026) versucht, mit einer Rückkehr zu Rossignol neuen Schwung zu holen.
Priska Ming-Nufer (33): Crans-Montana ist weit weg
Drei Jahre liegt der Sieg der Obwaldnerin bei der Abfahrt in Crans-Montana VS tatsächlich, gefühlt aber deutlich länger zurück. Im letzten Winter fuhr Ming-Nufer immerhin dreimal in die Top 10. Sie erlitt in Cortina (It) aber ein Schleudertrauma, das ihr zu schaffen machte. In dieser Saison klappt kaum noch was, in der Abfahrtswertung ist sie 28. und in der Super-G-Rangliste 45.
«Ich will die letzten Jahre meiner Karriere nutzen und Spass auf den Pisten haben», sagte Ming-Nufer im Sommer. Die Kästle-Fahrerin will sicher bis 2026 weiterfahren. Hoffnung machte zuletzt ihr 15. Platz in der zweiten Kvitfjell-Abfahrt.
Jasmine Flury (31): Weltmeisterin ohne Rennen
Bei der WM 2023 schlug die grosse Stunde der Bündnerin – sie holte Gold in der Abfahrt. Wenige Wochen später folgte der Tiefpunkt: Bei einem MRI wurde klar, dass ein Teil des rechten Knieknorpels abgebrochen war. Eine schmerzhafte und seltene Verletzung. «Als mir der Arzt sagte, dass ein Kreuzbandriss einfacher gewesen wäre, war mir sofort klar, wie schwerwiegend meine Situation war», so Flury.
Sie kämpfte wie eine Löwin um ein Comeback, musste aber Geduld haben. Die WM in Saalbach (Ö) ging flöten, und mittlerweile ist klar, dass sie diesen Winter nicht zurückkehren wird. Immerhin: Es geht Flury von Tag zu Tag besser, zuletzt trainierte sie auf der Lenzerheide Riesenslalom – ein erfreuliches Zeichen.
Delia Durrer (22): Jetzt auch noch Rückenschmerzen
Im Gegensatz zu Hählen, Gisin, Ming-Nufer und Flury hat Durrer noch viele Jahre im Weltcup vor sich. Dennoch verläuft ihr Winter bislang enttäuschend – das Talent aus Oberdorf NW kommt nicht auf Touren. In sechs von zwölf Rennen holte sie Punkte, besser als 19. (Cortina) war sie aber nie. Am vergangenen Wochenende startet sie in Kitzbühel (Ö) im Europacup, musste beim zweiten Super-G wegen Rückenschmerzen aber abschwingen, was beunruhigt.
Insider finden, Durrer stagniere im technischen Bereich. Um sich für den Weltcup-Final zu qualifizieren, bräuchte sie in La Thuile einen Exploit – doch sie kann wegen des Rückens nicht starten. Trotz allem: Durrer zählt neben Blanc zu den grossen Zukunftshoffnungen im Speed-Bereich.