«Vergleich hat an mir genagt»
Gisin will aus dem Schatten seiner Schwestern springen

Seine Schwestern Dominique und Michelle haben Olympia-Gold zu Hause. Marc Gisin (30) hingegen musste lange unten durch. Das soll sich ändern.
Publiziert: 21.11.2018 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2018 um 10:39 Uhr
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Bereit für den Höhenflug: Gisin in der Abfahrtshocke auf der Titlis-Schanze.
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Marc Gisin steht in seiner Heimatgemeinde Engelberg auf dem Tisch der Titlis-Schanze. Dieses Bild könnte durchaus symbolischen Charakter haben. Die Swiss-Ski-Trainer sind auf jeden Fall überzeugt, dass der 1,98 m lange Abfahrts-Riese in diesem Winter den endgültigen Sprung an die Weltspitze schaffen wird.

Gisin ist in der Vergangenheit oft in aussichtsreicher ­Position abgestürzt. So wie im Januar 2015, als er bei einem Super-G-Crash in Kitzbühel ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat. Zwölf Monate später hat er sich an selber Stelle mit dem fünften Abfahrtsrang zurückgemeldet. Aber dann hat der Bruder von Dominique und Michelle wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung die komplette WM-Saison 2016/17 verpasst.

Im vergangenen Winter konnte er erneut mit einem fünften Abfahrts-Rang in Kitzbühel überzeugen. Doch jetzt fühlt er sich noch besser: «Vor dem letzten Winter war mein Leistungsvermögen ungefähr bei 60 Prozent. Aber jetzt bin ich endlich wieder bei 100 Prozent angelangt.»

Marc kann nicht mehr wie ein Verrückter trainieren

Im selben Atemzug hält Gisin fest, dass er sein System schon nicht mehr so belasten könne, wie er das vor seinem folgenschweren Sturz vor drei Jahren getan habe. «Mein Körper beginnt heftig zu rebellieren, wenn ich im Kraftraum wie ein Wahnsinniger mit Gewichten hantiere und im Anschluss wie ein Gestörter einen Berg hinaufrenne.»

Aber dass man für den grossen Erfolg nicht wie ein Verrückter trainieren muss, kann Gisin bei seinem Zimmerkollegen Beat Feuz beobachten – wenn auch nicht ohne Vorbehalt: «Beat muss dank seines einzigartigen Gefühls fürs Skifahren weniger Kondition trainieren als die meisten anderen. Trotzdem habe auch ich nicht zuletzt dank ihm erkannt, dass die Qualität des Trainings wichtiger ist als Quantität.» Vor allem an einem schlechten Tag sei es besser, auf einen Trainingslauf zu verzichten, «als irgendetwas durchzuwürgen».

Stellt sich noch eine Frage: Wie hat es in Gisin ausgesehen, als er verletzt zuschauen musste, wie seine Schwestern ­grosse Siege eingefahren haben? «Die Geschwisterliebe ist da, und ich habe mich über jeden Erfolg von Michelle und Dominique riesig gefreut. Aber irgendwann hat es schon an mir ­ genagt, wenn ich immer wieder mit meinen Schwestern ver­glichen wurde.»

Deshalb will Marc Gisin am Samstag in Lake Louise stark in den Abfahrts-Winter starten. 

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