Als «fleissiger Mann ohne Ausstrahlung» wird Stéphane Cattin von vielen Wegbegleitern bezeichnet. Am 25. Juni verkündete er seinen Rücktritt als Alpin-Direktor von Swiss Ski. Der Nachfolger des Bernjurassiers soll nun wesentlich mehr Glamour und internationale Reputation mitbringen.
Deshalb fällt in der Verbandszentrale in Muri bei Bern häufig der Name eines Mannes, der in seinen wilden Zeiten die langen Haare fast bis zum Allerwertesten getragen und im Zorn auch mal ein Hotelbett zum Fenster hinausgeschleudert hat – Marc Berthod.
Der letzte Schweizer Sieger des Weltcup-Riesen in Adelboden (2008) drückt auch nach seinem Rücktritt als Rennfahrer im Herbst 2016 kompromisslos aufs Gaspedal. Beim SRF hat er sich als Co-Kommentator der Männerrennen schnell als «neuer Russi» etabliert. Daneben studiert der Vater von Zwillingsbuben und einer Tochter in Chur Betriebsökonomie mit dem Vertiefungsbereich Sportmanagement; ausserdem arbeitet er am Sportgymnasium in Davos.
«Stelle mir die Aufgabe reizvoll vor»
«Mit diesem Lebenslauf ist Marc Berthod ein sehr interessanter Name bei unserer Suche nach einem neuen Alpin-Chef», bestätigt Verbandspräsident Urs Lehmann gegenüber BLICK. Und was sagt Marc Berthod? «Bis jetzt haben zwischen mir und Swiss Ski noch keine Gespräche stattgefunden. Aber ich stelle mir diese Aufgabe sehr reizvoll vor und bin deshalb jederzeit gesprächsbereit.»
Falls ein solches Gespräch zwischen «Bört» und Swiss Ski erfolgreich abgeschlossen werden sollte, müsste der gebürtige St. Moritzer aber seine Tätigkeit fürs Fernsehen beenden, schliesslich lässt sich die Rolle des Alpin-Chefs mit der vom SRF geforderten Unabhängigkeit eines Co-Kommentators nicht vereinen.
Deshalb wird von Insidern bei der Frage nach dem Cattin-Nachfolger auch Michael Bont genannt, der vor ein paar Wochen als SRF-Ski-Experte bei den Frauen zurücktrat. Doch der ehemalige Erfolgstrainer der Finnin Tanja Poutiainen nimmt sich selber aus dem Rennen: «Eine Anfrage von Swiss Ski würde zu früh kommen, weil ich meinen Job als Sommertrainer von Eishockey-Star Nino Niederreiter und Carlo Janka nicht aufgeben möchte.»
Bont hat für Swiss Ski aber einen alternativen Ratschlag auf Lager: «Ich würde den bisherigen Männer-Cheftrainer Tom Stauffer als Alpin-Chef installieren und an seiner Stelle Nachwuchschef Hans Flatscher zu den Männern bewegen.»
Weil Stauffer aber an seiner jetzigen Aufgabe festhalten und Flatscher aus familiären Gründen nicht in den Weltcup-Zirkus zurückkehren möchte, erscheint diese Rochade als unwahrscheinlich. Für die Variante Marc Berthod spricht deutlich mehr.