Freundinnen? Nein, das werden Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin kaum noch. Zumindest nicht im Ski-Zirkus. «Ich würde sie gerne als Freundin haben. Aber das geht nicht. Denn wir wollen alles gewinnen», sagt Vlhova. Ihre grosse Slalom-Widersacherin äussert sich ähnlich. Nach dem Spionage-Zoff und dem zweiten Lauf von Flachau, als Shiffrins Coach einen Anti-Vlhova-Kurs setzte (so der Vorwurf), sind die Fronten zwischen den Überfliegerinnen sowieso verhärtet.
Für die meisten Fahrerinnen sind Freundschaften dagegen kein Tabu. Im Gegenteil. Die Liechtensteinerin Tina Weirather (28) war zu Beginn ihrer Karriere auch alleine unterwegs – ungewollt, denn keine Landsfrau erreichte ihr Niveau. «Das hat mich fertig gemacht», erinnert sich sie sich. Genau darum klopfte Weirather, erst 20-jährig, bei Swiss Ski an. Sie wollte ins Schweizer Team. Es klappte. «Hätte es nicht funktioniert, wäre ich längst zurückgetreten.» Die Bernerin etwa Joana Hählen (27) ist auch nach der Saison eine enge Freundin und mit der Norwegerin Ragnhild Mowinckel (27) verbringt Weirather sogar ihre Ferien.
«Entscheidend ist, wie man mit den Girls umgeht»
Die italienische Abfahrts-Olympiasiegerin Sofia Goggia (27) hat viele Freundinnen im österreichischen Team. Sie meint: «Es kommt nicht drauf an, ob man im Privatteam oder im Verband unterwegs ist. Entscheidend ist, wie man mit anderen Girls umgeht.» Aber ist die Abschottung nicht genau ein Grund für Vlhovas und Shiffrins Stärke? Immerhin waren die letzten sieben Gesamtweltcupsiegerinnen (Maze, Veith, Gut-Behrami und Shiffrin) alleine unterwegs. Weirather entgegnet: «Die Norweger haben seit jeher ein super Teamspirit. Und Aksel Svindal hat gezeigt, wie man auch ohne Privatteam Spitze sein kann. Er holte die Kraft für seine tolle Karriere auch in der Freundschaft mit anderen. Das hat mir imponiert.»
Weirather respektiert den Weg von Vlhova und Shifffrin. Und doch hätte sie nichts gegen mehr Kontakt. Shiffrin sei zwar nett, aber auch extrem abgeschottet. «Ich habe Mikaela noch nie mit einer anderen Fahrerin abhängen sehen. Schade. Auf der Piste sind wir Gegnerinnen, aber in der ganzen restlichen Zeit ist es doch super, andere zu haben. Ich lebe jedenfalls davon, dass wir ein Team sind!»