In Gröden wurden schon viele aussergewöhnliche Ski-Geschichten geschrieben. So wie 1993, als Marc Girardelli nach seiner Bestzeit mit der Startnummer 30 die ersten Sieger-Interviews gibt. Letztendlich muss sich der Luxemburger mit Vorarlberger-Wurzeln mit dem dritten Rang begnügen, weil Liechtensteins Sensation-Mann Markus Foser mit der 66 und Österreichs Werner Franz mit der 52 noch schneller sind. Dreissig Jahre später gibt Aleksander Aamodt Kilde im Zielraum der «Saslong» ebenfalls ziemlich siegessicher Interviews. Und auch dem Norweger bleiben die Worte schier im Hals stecken, weil US-Doppelmeter Bryce Bennett im Ziel um drei Hundertstel vorne liegt. Weil der 31-Jährige aus Truckee in Kalifornien bereits 2021 auf dieser Strecke triumphierte, kann man zwar nicht von einer Sensation reden.
Der Schritt aus der Komfortzone
Der zweite Weltcupsieg vom längsten Abfahrer der Gegenwart haben dennoch nur wenige erwartet, weil er sich im letzten Winter nur einmal in den Top-10 klassiert hat. «Bryce hat im Vorjahr im Training immer wieder die letzte Konsequenz vermissen lassen», gesteht Amerikas Alpin-Direktor Patrick Riml. «Aber mit den beiden Österreichern Burkhard Schaffer und Florian Scheiber haben wir neue Trainer verpflichtet, die Bennett und Co. aus der Komfortzone herausholen. Zudem hat Bryce die Hochzeit mit seiner Kelly sehr gutgetan.»
Während die Austria-Trainer im Team America jubeln, ist die Stimmung in der Equipe des ÖSV gedrückt. Stefan Babinsky wird als bester Ösi Sechster. Weltcup-Leader Marco Schwarz landet als 40. deutlich neben den Punkterängen. Somit kann Titelverteidiger Marco Odermatt in der Gesamtwertung mit dem Kärntner gleichziehen, obwohl er ein Rennen weniger bestritten hat.