Der Kanton Uri greift letzten Donnerstag durch: Hausarrest für Menschen über 65. Betroffen davon ist grundsätzlich auch Bernhard Russi, auch wenn der Bund am Samstag Uri diesbezüglich wieder zurückpfeift. Die Empfehlung, dass Senioren daheim bleiben sollen, gilt aber weiter. Wie lebt der bekannteste Urner, Russi, der Bewegungsmensch, der Sportler, Skifahrer, Kletterer, Langläufer, in den eigenen vier Wänden?
In Berghütte auf 2300 Metern
«Eigentlich ganz gut», sagt Russi. Und liefert die Erklärung. Zusammen mit seiner Frau Mari hat er sich auf die Wilden Matten zurückgezogen. Dort oben, auf 2300 Meter und mit einem kleinen See vor der Haustüre, hat er seine Berghütte. Die hat ihm die Gemeinde Andermatt für den Olympiasieg in Sapporo geschenkt.
TV und Radio gibt es nicht, Handyempfang nur sehr eingeschränkt. «Und hier oben kann ich auch kleinere Skitouren und längere Spaziergänge machen, ohne dass ich mit jemanden in Kontakt komme», sagt Russi. Und in seiner ganz speziellen Art der Quarantäne wird er auch nicht permanent mit den neusten Schreckensmeldungen zu Corona konfrontiert.
«Richtig geniessen kann ich es nicht»
«Ich weiss, dass ich in dieser Situation privilegiert bin. Aber hier oben fühle ich mich als Mitglied der Risikogruppe nicht ausgegrenzt. Sondern geschützt. So richtige geniessen kann ich es aber trotzdem nicht, wenn ich daran denke, dass sich andere kaum bewegen können.»
Auch für Bernhard Russi ist die Gesamtsituation irgendwie surreal. «Man will es noch immer nicht so richtig wahrhaben und kann es immer noch nicht richtig verstehen», sagt er. Doch die Pläne für die nächsten Wochen sind für ihn klar. «Ich bleibe da oben. Wir haben für mehr als einen Monat zu essen und für sechs Monate zu trinken. So schnell kommen wir nicht zurück.»
Und WC-Papier? «Im Notfall haben wir einen Bergsee vor der Haustüre», sagt Russi.